
You‘ll never walk alone“ („Du wirst nie alleine gehen“) – dieser in anderem Zusammenhang verfasste Satz aus einer der berühmtesten Hymnen der Fußballgeschichte drückt auch eine tiefe Wahrheit unseres Glaubens aus: Die Theologen sprechen von der „Communio Sanctorum“, also jener Gemeinschaft, die uns als Kirche mit all denen verbindet, die im Namen Jesu auf dem Weg sind und waren. Und das ist das Stichwort. Wir haben nicht nur eine gegenwärtige Weggemeinschaft, sondern eine, die alle Zeiten umspannt. In diesem Sinne sind jene Pilgerinnen und Pilger der Erzdiözese Salzburg, die sich im November auf den Weg nach Rom machen werden, auch in diese Gemeinschaft mit hineingenommen. Sie stehen mit all jenen, die aus den unterschiedlichsten Motiven vor ihnen in der Ewigen Stadt waren, in Verbindung.
Hier ein kleines Potpourri berühmter Heiligjahr-Pilger durch die Jahrhunderte.
Dante Alighieri
Der italienische Dichter war Zeitzeuge des ersten Heiligen Jahres 1300. In seiner „Göttlichen Komödie“ beschreibt er eine Pilgerreise durch das Jenseits – inspiriert von den Erfahrungen und Eindrücken, die er möglicherweise in Rom sammelte. Er erlebte, wie sich Tausende aus ganz Europa aufmachten, um den vollkommenen Ablass zu empfangen. Dante Alighieri ist somit nicht nur ein Gigant der Weltliteratur, sondern auch einer der ersten Chronisten des Heiligen Jahres.
In der Göttlichen Komödie beginnt seine poetisch-spirituelle Reise durch Hölle, Fegefeuer und Paradies in jenem Jahr 1300, in dem Papst Bonifatius VIII. zum ersten Mal ein „Anno Santo“ ausrief. In der Beschreibung der Pilgerströme in Rom vergleicht er die „kreisenden Seelen der Sünder“ mit der Menschenmenge auf der Engelsbrücke während des Jubeljahres.
Birgitta von Schweden und Königin Christina
1350 zog es die Powerfrau des Mittelalters, Mystikerin, Schriftstellerin und Kirchenpolitikerin Birgitta von Schweden im Jubeljahr in die Ewige Stadt. Sie hinterließ in Rom einen bleibenden Eindruck. So steht an der Piazza Farnese das Kloster der Birgittinen, wo sie damals Quartier bezog. In ihren „Revelationes“ schreibt sie: „Geh’ nach Rom, wo die Straßen mit Gold gepflastert, wo die Dachziegel aus dem Blut der Märtyrer gemacht sind, und von wo der Weg zum Heil kürzer ist.“
1675 feierte die abgedankte Königin von Schweden, Christina, das Heilige Jahr. Als Tochter und Nachfolgerin von König Gustav II. Adolf verzichtete sie auf den Thron, konvertierte 1655 zum Katholizismus und lebte fortan in Rom. Sie wurde zu einer Symbolfigur der Umkehr und Hingabe.
Goethe und Liszt
Auch wenn Johann Wolfgang von Goethe kein gläubiger Katholik, sondern Kulturprotestant war, zeigt sein Aufenthalt in Rom während des Heiligen Jahres 1775, wie stark die spirituelle Atmosphäre der Stadt selbst säkulare Besucher beeindruckte. In den „Italienischen Reisen“ beschreibt er seine Bewunderung für die Kunst sowie seine Erfahrung mit der religiösen Ernsthaftigkeit der Pilger. Anders als Dante bleibt er aber Beobachter und spricht nie direkt vom Heiligen Jahr.
Während des Heiligen Jahres 1875 pilgerte der Kirchenmusiker Franz Liszt nach längerer Zeit der Rom-Abstinenz wieder in die Heilige Stadt. Dabei erlebt er mehrere Impulse für sein religiöses Spätwerk, darunter das Stück „Via crucis“ (Die 14 Stationen des Kreuzwegs). Erzählt wird darin der Leidensweg Christi von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Tod am Kreuz und der Grablegung.
Quellen: „Rom im Heiligen Jahr“, „Mit Dante durch Italien“, „Kraftort Rom. Spirituelle Streifzüge“.