
Mariastein liegt idyllisch auf einem zehn Meter hohen, steilabfallendem Felsen im Tiroler Unterland. 1360 wurde die Burg zur Verteidigung errichtet. Um 1450 kam die thronende Madonna mit Kind an diesen Ort, kurz nach 1500 begann die Wallfahrt. 1587 übernahm der Freiher und Oberster Richter in Kufstein Karl Schurff Mariastein und brachte die Burg und die Wallfahrt zur Blüte, wie die im Mirakelbuch aufgezeichneten Gebetserhörungen, Mirakeltafeln und über 200 Votivtafeln belegen.
Gertrud Astl zeigt das erhaltene Mirakelbuch, in dem Gebetserhörungen, die sich vor dem Gnadenbild ereignet haben, von den Priestern aufgezeichnet wurden.
Ein historischer Wallfahrtszug mit dem Blick auf Mariastein von Reinhold Zellner von Altötting, einem Meister der Dioramakunst, ist ebenfalls in der Wallfahrtskirche zu bestaunen.
Um 1800 drohte der Verfall. „Die Erzdiözese Salzburg übernahm 1835 Burg und Wallfahrtskirche, renovierte, richtete das Rittermuseum ein und erhält sie seither“, erklärt Pfarrgemeinderätin Gertrud Astl. Mit einem herzlichem Lachen fügt sie hinzu: „Im Grundbuch steht als Besitzerin seit jeher Unsere Liebe Frau zu Maria Stein.“
Die erhobene Ritterfaust auf dem Torbogen ist das Kirchenasylrechtszeichen. Dieses ist außergewöhnlich für eine so kleine Kirche.
Erzherzog Maximilian III. stellte 1603 Mariastein den Asylrechtsbrief aus. Das Zeichen dafür ist am ostseitigen Eingangsbogen eine Faust mit Richtschwert. „Ein Schriftstück berichtet vom Pfarrer von Angath als ersten Fall, der sich 1603 hierher flüchtete. Das Recht auf Asyl ist heute noch gültig“, weiß Gertrud Astl. Das Original-Asylrechtszeichen aus Marmor ist im Rittersaal ausgestellt.
Die Gnadenkapelle im obersten Turmgeschoss ist eine von drei Kapellen, die übereinandergebaut wurden.
Das Gnadenbild der thronenden Madonna mit Kind aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert.
Darüber zeugt eine Deckenmalerei von der wundersamen Rückkehr des Gnadenbilds nach Mariastein. Es soll auf Engelsflügeln zweimal wieder zurückgekehrt sein. Darunter ist der für Mariastein besonders wertvolle Erzherzogshut abgebildet.
Durch das alte Burgtor kommt man zur 140-Stufen-Wendeltreppe, die an der Unterseite mit Engeln bemalt ist. Drei davon zeigen Kinder, die dem Maler zuschauten. Sie führt zu drei Kapellen: der Burgkapelle (Kerzenkapelle) mit altem Netzrippengewölbe, zur Beichtkapelle und ganz oben zur Gnadenkapelle. Zu bestaunen gibt es außerdem eine kleine Ritterküche, die in die Burgmauer eingebaut ist, sowie den ältesten von drei österreichischen Erzherzogshüten – 1602 gestiftet von Kaiser Maximilian III. („der Deutschmeister“).
Einer der drei österreichischen Erzherzogshüte ist in Mariastein zu sehen. Die beiden anderen sind in Graz und in Klosterneuburg beheimatet.
Zigtausende Gedenkbilder entlang des Aufgangs und sortiert in Ordnern erinnern an Verstorbene aus nah und fern. Die ehemalige Rüstkammer zeigt die Osterbotschaft: Dort schreitet der Wächter vor der bunt beleuchteten Kulisse und musikalisch begleitet vor dem Ostergrab auf- und ab. Im Hintergrund: der Auferstandene. Ein Erlebnis nicht nur für Kinder.
In der alten Rüstkammer gib es neben den vier letzten Rüstungen auch das Ostergrab zu bestaunen: ein Kulissengrab aus der Barockzeit, das aus der Pfarrkirche Angath übersiedelt wurde. Da es hier weniger Platz gab, wurde es zerschnitten und aufgeteilt.
Der Innenhof: einladend, öffnend, zugleich beschützend – ein spiritueller, magischer Ort. Die große Linde beeindruckt, Wallfahrende rasten hier, manche halten inne. Daneben gibt es eine übergroße Pilgerglocke zu bestaunen, die Altpfarrer Matthias Oberascher vom Stift Scheyern geschenkt bekam. Neu ist ein Wasserbrunnen mit (biblischen) sieben Ecken. „Zu besonderen Anlässen kommt an diesem beliebten Hochzeitsort daraus sogar Wein“, verrät Gertrud Astl.
Die große Pilgerglocke im Innenhof erhielt Altpfarrer Matthias Oberascher vom Stift Scheyern geschenkt. Sie wird bei Messen und von Pilgerinnen und Pilgern geläutet.
Das „Glück“ von Mariastein: Es wurde kaum etwas verändert, weil es immer am Geld fehlte. Daher sind hier noch so viele alte Schätze zu bewundern. Ein Beispiel sind die Sakristeischränke aus dem 17. Jahrhundert.
Besonders ist auch die alte Ritterkuchl, die vom Rittersaal aus betreten werden kann. Sie ist in die Burgmauer eingebaut.
Das ganze Jahr über können Besucherinnen und Besucher die Weihnachtskrippe mit einem Marienlied untermalt zum Leuchten bringen.
Gertrud Astl führt auf Anfrage durch die Wallfahrtskirche und Burg Mariastein. Sie ist überzeugt: „Diese Schätze gehören erhalten und gezeigt!“