Papst Leo XIV. kann den Libanesen nach Worten von Bischof Cesar Essayan nicht die Arbeit abnehmen. Aber sein Besuch könne den Christen und Kirchen neuen Elan verleihen und das Land auf die richtige Spur bringen, so der der Apostolische Vikar von Beirut. In dieselbe Kerbe schlägt Pater Raymond Abdo. „Der Frieden ist unsere Verantwortung. Wir warten vergeblich darauf, dass andere ihn für uns schaffen. Der Papst hat uns gesagt, dass er an unserer Seite sein wird. Nicht alle Menschen werden die Botschaft dieses Besuchs auf die gleiche Weise verstehen, aber unsere Kirchen, unsere Ordensgemeinschaften sind verantwortlich für diese Einheit und diesen Dialog“, unterstreicht der Karmelit aus Kobayat.
Schwester Mona Cobani beschreibt die Tage während des Papstbesuches „erfüllt mit tiefer innerer Freude“. Die Libanesen seien Leo XIV. mit großer Zuneigung begegnet. „Für viele war es die Ankunft des Stellvertreters Christi auf unserem Boden, um ein verwundetes Volk zu segnen, zu trösten und seine Wunden zu heilen. Der Libanon hat unter Besetzungen und unter Kriegen gelitten“, fasst Sr. Monat vom Orden der Schwestern von Besançon die vergangenen Jahrzehnte zusammen. Mit Sorge blickt sie auf die aktuelle Lage: „Die Libanesen sehnen sich nach Frieden und nach dem Aufbau ihres Landes. Doch wir leben in Angst, denn es besteht die Gefahr eines erneuten Krieges zwischen Israel und der Hisbollah, falls die Miliz ihre Waffen nicht an die Regierung übergibt.“ Auch P. Raymond sieht die Gefahr einer Eskalation und einen Alltag, der von Furcht geprägt ist. „Gleichzeitig gibt es einen starken Willen zum Leben und zum Frieden“, betont er.
In einem Gottesdienst mit mehr als 150.000 Menschen in Beirut rief der Papst die Libanesen dazu auf, trotz der vielen Probleme im Land nicht zu resignieren: „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, und wir alle müssen unsere Kräfte bündeln, damit dieses Land wieder zu seiner früheren Pracht zurückfinden kann.“
Die Barmherzigen Schwestern – ebenso wie die Schwestern von Besançon – führen im Libanon Schulen und Internate, die sie besonders für Kinder aus bedürftigen Familien öffnen. Unterstützung erhalten sie seit vielen Jahren durch die Auslandshilfe der Caritas Salzburg sowie durch das in Linz ansässige Hilfswerk ICO. Sr. Laurice Obeid fühlt sich Österreich daher sehr verbunden und spricht auch etwas Deutsch. Den Besuch des Papstes erlebte sie als einen „kraftvollen Atemzug“.
„Jede Begegnung sei von einer er-staunlichen geistlichen Tiefe geprägt gewesen. „Der Papst war vollkommen präsent, aufmerksam, zutiefst menschlich. Wir hatten den Eindruck, dass er jeden mit jener Zärtlichkeit ansah, die er so eindrucksvoll beschreibt, wenn er sagt, dass der Frieden eine Gabe und eine immer offene Baustelle ist. Seine Worte waren eine Einladung, den Weg mit Mut wieder aufzunehmen. Er erinnerte uns, dass das Werk des Friedens ein ständiger Neuanfang ist. Es war spürbar, dass sein Aufruf ‚Selig, die Frieden stiften!‘ – das Motto seiner Reise in den Libanon – die Herzen über religiöse und politische Grenzen hinweg berührte.“ Vor Vertretern fast aller der 18 im Libanon anerkannten Religionsgemeinschaften sprach der Papst selbst vom Land, „wo Minarette und Kirchen Seite an Seite stehen“.
Nun komme es darauf an, dass seiner Botschaft auch Taten folgen: „Die Zeit wird zeigen, ob die gesprochenen Worte zu Taten werden. Er erinnerte uns realistisch daran, dass Frieden Beharrlichkeit und Ausdauer verlangt. In einem Land, in dem Politik und Religion untrennbar miteinander verwoben sind, ist die Herausforderung groß. Wenn dieser Besuch die Herzen berührt hat – und ich glaube das –, bleibt abzuwarten, ob sich die konkreten Wege der Versöhnung, der Zusammenarbeit und der Gerechtigkeit wirklich öffnen.“
In Erinnerung bleibt sein Treffen mit der Jugend. Sie veranschaulichten ihm in Reden und einer Performance die Probleme in ihrer von Krisen eingeschnürten Heimat. Der Papst verfolgte es mit großer Aufmerksamkeit. Hin und wieder schien er eine Träne wegzublinzeln. Und immer wieder thematisierten die Jugendlichen die verheerende Hafenexplosion vom August 2020 mit vielen Toten, die noch immer nicht aufgearbeitet ist. In einer Ansprache rief er dann den jungen Menschen zu, sie seien Hoffnungsträger, hätten Zeit, um zu träumen, zu organisieren und Gutes zu tun. „Ihr seid die Gegenwart, und in euren Händen wird schon die Zukunft gestaltet! Ihr habt die Begeisterung, um den Lauf der Geschichte zu verändern!“ Er habe sie in ihrer Berufung bestärkt, „den Libanon aufzubauen. Er ermutigte sie, im Land zu bleiben, anstatt auszuwandern“, so Schwester Mona.

Weihnachten gehen die Menschen nun „mit einem standhaften Herzen entgegen“, wie es Sr. Laurice ausdrückt. „Es ist das Fest, in dem die Hoffnung neu geboren wird, selbst mitten in den Ruinen.“ Das bestätigt P. Raymond: „Weihnachten wird in christlichen wie muslimischen Vierteln mit Freude und Lichtern erwartet – trotz der fast ständigen Stromausfälle. Solarpaneele dienen aktuell auch dazu, Weihnachten zu erleuchten.“
Der Papst im Libanon
Frieden, Einigkeit, Gerechtigkeit waren die drei Schlüsselworte des Besuches von Papst Leo XIV. im Libanon. Das Land ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit rund 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der arabischen Welt. Ab 2019 rutschte der Libanon in die schlimmste wirtschaftliche und politische Krise seiner Geschichte. Drei Viertel der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah ist ein starker Machtfaktor und sucht immer wieder die militärische Konfrontation mit dem Nachbarstaat Israel.

Gebetsanliegen
„Beten wir, dass die Christen, die in Kriegs- oder Konfliktgebieten leben, besonders im Mittleren Osten, Saat des Friedens, der Versöhnung und der Hoffnung zu sein vermögen.“
Gebetsanliegen von Papst Leo XIV. im Dezember 2025
Unter dem Titel „Das Video vom Papst“ gibt es die Gebetsmeinung jeden Monat als Video auf
gebetsapostolat.at.
Seit erstem Adventsonntag gibt es den deutschsprachigen WhatsApp-Kanal des „Weltweiten Gebetsnetzwerks des Papstes“. Hier finden Sie die Gebete und Gedanken zu den Gebetsanliegen von Papst Leo XIV., Materialien rund um das Gebetsnetzwerk, Hinweise zu Podcasts und Videos sowie Inhalte zum Evangelium und zu Heiligengedenktagen.
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