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Drastische Worte fand der syrisch-katholische Bischof von Dohuk, Benedictos Younan Hano, als er mit den österreichischen Gästen über die Lage im Irak sprach: „Es ist zum Teil schlechter als zu IS-Zeiten. Christen werden nun mit dem Segen der Regierung unterdrückt.“ An die ICO-Gruppe gerichtet: „Wir sind sehr dankbar für jede Unterstützung.“ Der Bischof mahnte aber, ohne Arbeit und Einkommen werde die Auswanderungswelle anhalten. Deshalb appelliere er an die Regierungen in Europa auf die politisch Verantwortlichen im Irak Druck auszuüben, damit die Rechte der Christen geschützt werden und Diskriminierungen aufhören. „Die Menschen sollen im Land ihrer Vorfahren bleiben.“
Ein insgesamt zwiespältiges Bild boten die weiteren Stationen der Reise. In Mosul etwa liegt die syrisch-orthodoxe Kathedrale noch in Trümmern. Gleich daneben präsentiert sich die syrisch-katholische Kirche nach dem von der Unesco geförderten Wiederaufbau von ihrer strahlendsten Seite. Vor der Schreckensherrschaft des Islamischen Staates 2014 sollen bis zu 45.000 Christen in der Stadt gelebt haben – offizielle Zahlen gibt es nicht. Nur etwa 70 christliche Familien leben heute in der Metropole.
Das Schicksal der Jesiden hat vor zehn Jahren für große weltweite Betroffenheit gesorgt. Doch die Unterstützung ist enden wollend. „Dabei gibt es noch immer an die 20 Camps. Die Menschen können nicht in ihre Heimatdörfer zurück. Im Sindschar-Gebirge ist es weiter unsicher und die Mittel fehlen, um die zerstörten Häuser aufzubauen“, sagt Stefan Maier, Projekt-referent bei der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO). Carla, die Leiterin eines der Zeltlager, zeigte sich umso dankbarer für die Aufmerksamkeit und Hilfe – im Winter hatte ICO Kerosin zum Heizen zur Verfügung gestellt. „Wir sind sehr froh, dass jemand da ist, der noch an uns denkt.“
Im Gebiet der Autonomen Region Kurdistan ist das Leben für Chris-tinnen und Christen ebenfalls he-rausfordernd, aber der Blick in die Zukunft optimistischer. In der „Vorzeigepfarre“ Enishke feierte die Delegation mit der Gemeinde und dem chaldäischen Bischof Azad Sabri das Patrozinium in der renovierten St.-Georgs-Kirche. Anschließend konnte das neue Spielzimmer des Pfarrkindergartens begutachtet werden. Bei der Begegnung mit jungen Menschen aus dem Stipendienprogramm lag der Fokus bei der so wichtigen Aus- und Weiterbildung.
In dieselbe Kerbe schlägt ein weiteres ICO-Projekt, das Arbeitsplätze schaffen soll. Es ist gelungen die ersten Häuser einer Ferienanlage zu sanieren – ein Appartement trägt den Namen von ICO-Gründer Hans Hollerweger. „Das milde Klima zieht Inlandstouristen an. Lange Zeit war nicht an Fremdenverkehr zu denken. Doch nun würden die Leute wieder kommen“, weiß Stefan Maier. Die Pfarre ist Mitglied einer Kooperative, die die Anlage betreibt. „Mit den Einnahmen können künftig soziale Aufgaben finanziert werden.“ Zudem bringe der Tourismus Jobmöglichkeiten – etwas, was die Region gut brauchen kann.
ibu
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