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Liebe Leserinnen und Leser!
Schwestern und Brüder!
Vergangenen Dezember schrieb ich an euch an dieser Stelle über das Heilige Jahr, in dem wir „Pilger der Hoffnung“ sein sollten. Hoffnung, so schrieb ich damals, sei mehr als nur ein bloßes Erwarten, sondern Kennzeichen eines Hoffens aus dem Glauben heraus – vom Hoffen wider alle Hoffnung lesen wir im Römerbrief des Völkerapostels.
In diesem Jahr waren wir nun mit einem Hoffen wider anderer Perspektive konfrontiert, als wir die Wochen der Krankheit von Papst Franziskus betend begleiteten. Mit Hoffnung waren wir erfüllt, als er das Krankenhaus verlassen konnte und wieder öffentlich auftrat. Der Hoffnung auf die Auferstehung empfahlen wir ihn, als er mitten im österlichen Feiern in das Haus des Vaters heimkehrte. Und Hoffnung ist es, die unser neuer Heiliger Vater Leo seither in alle Welt verkündet. Jene, die auf der Diözesanwallfahrt im November in Rom dabei waren, die die heiligen Stätten gesehen und erlebt haben, werden sich dieses tiefe Hoffen auch mit nach Hause genommen haben.
Nun sind wir in den Advent eingetreten. Auch, wenn wir es angesichts der unzähligen Angebote im Handel und der Adventmärkte oft übersehen: Der Advent ist eine Fastenzeit. Er ist eine Zeit des Sich-Besinnens, des Hörend-Werdens und des Umkehrens; es sind Tage, in denen wir uns angesichts der frühen Dunkelheit nach Licht sehnen.
So ist es nicht von ungefähr, dass wir einen jeden Adventsonntag mit dem Anzünden einer weiteren Kerze beginnen. Und in der Tat sagt uns die Schrift (1 Sam 3,3): „Die Lampe Gottes war noch nicht verloschen.“ Vielleicht vermögen wir sie gerade im Dunkel, im Zwielicht dieser Tage noch deutlicher zu sehen.
In diesem nun vergangenen Jahr war ich doppelt als Pilger unterwegs – nicht nur mit einer großen Gruppe aus der Diözese, sondern auch selbst auf der Via Francigena, dem Pilgerweg auf den Spuren meines Ordensgründers, des heiligen Franz von Assisi. Sein Sterben jährt sich im kommenden Jahr zum 800. Mal. So werden wir als Erzdiözese das Jahr 2026 auch besonders in seinem Gedenken begehen.
Dieser „arme Kleine“ aus Assisi war kein Philosoph, kein Theologe, kein Priester. Ihm war es zuinnerst ein Anliegen, das innerlich Geschaute und Erlebte greifbar, erfahrbar zu machen. Dies zeigt sich nicht nur in der Armut, in der er Christus ähnlich sein wollte – besonders zu Weihnachten können wir auf ihn blicken, der vor über acht Jahrhunderten die erste Weihnachtskrippe gestalten ließ.
Franziskus wollte mit allen Sinnen in das Geschehen eintauchen, in einem Schauspiel der Sehnsucht die innige Berührung von Himmel und Erde nachfühlen. Er wollte – und dazu sind auch wir heute gerufen – die Frage nach Gott wachhalten. Denn sein Licht leuchtet weiter.
So grüße ich euch alle herzlich
und wünsche euch und allen euren
Lieben gesegnete Weihnachten!
Euer
+ Franz Lackner
Erzbischof
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