Gurk. Die Astrologie sieht im Leben der Menschen kosmische Gesetzmäßigkeiten am Werk, denen Gestirnkonstellationen mit bestimmten Bedeutungen entsprechen: das Sternbild, in dem die Sonne bei der Geburt steht, der Aszendent am östlichen Horizont, die Lebensbereichen entsprechenden „Häuser“ mit ihren Planeten und so weiter ...
Die „revidierte“ Astrologie behauptet zwar keine direkte Bestimmung von Charakter und Schicksal mehr, sondern in der Persönlichkeit angelegte Möglichkeiten, die sich in kosmischen Zyklen entfalten – dennoch beruht das auf willkürlichen Annahmen: Sternbilder samt Namen entspringen der Fantasie. Wegen der Verschiebung der Sonnenbahn wäre ein „Zwilling“ heute ein „Stier“.
Was, wenn der Mars nicht nach einem Kriegsgott benannt worden wäre? Was ist mit Sternen und Sternbildern außerhalb des „Tierkreises“? Warum der Geburts- und nicht etwa der Befruchtungszeitpunkt? Auch ein Einfluss der physikalischen Grundkräfte ist wegen der zu großen Entfernungen auszuschließen.
Oft hört man: „Typisch Löwe!“ Oder: „Mein Horoskop stimmt immer.“ Versuche bestätigen eher psychologische Effekte als astrologische Prinzipien: Wir bevorzugen positive, ausgeglichene Charakterzuschreibungen und blenden falsche Aussagen aus. Mit genug Deutungsspielraum stimmen auch „Fake-Horoskope“. Sie werden zu „selbsterfüllenden Prophezeiungen“, weil wir uns ihnen anpassen.
Es gibt zwar christliche Deutungsversuche der Astrologie, doch schon zu Beginn nennt die Bibel Sonne, Mond und Sterne einfach „Lichter“ und versteht sie (im Gegensatz zu den Babyloniern, den „Erfindern“ der Astrologie) nicht als schicksalsmächtige Götter, sondern als Geschöpfe des einen Gottes, in dessen Hand allein die Zukunft liegt. Entsprechend warnt die Bibel vor Sterndeuterei und gemäß Katechismus der katholischen Kirche steht hinter diesen Praktiken der Wille zur Macht über Zeit und Geschichte.
Wenn Astrologie alle Entscheidungen bestimmt und zum Abgeben von Verantwortung, zu Vorurteilen und Fehleinschätzungen und in Abhängigkeiten führt, ist sie keine harmlose Spielerei mehr. Der Astronom Johannes Kepler hatte für den Feldherrn Wallenstein Horoskope erstellt, warnte aber auch davor, sich auf die Astrologie, das „närrische Töchterlein der Astronomie“, zu sehr zu verlassen. Aber eigentlich hatte Wallenstein (laut Friedrich Schiller) recht: „Die Sterne lügen nicht.“ – Denn wer nichts sagt, kann auch nicht lügen ...
Zur Sache
Lambert Jaschke ist Theologe und Referent für Weltanschauungsfragen der Diözese Gurk.
RB: Warum sind Horoskope nach wie vor so beliebt?
Jaschke: Sie verheißen Sicherheit und Orientierung angesichts einer ungewissen Zukunft. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Himmel und Erde und antworten auf die Sehnsucht, nicht allein, sondern in den Kosmos eingebunden zu sein.
RB: Welche Erfahrungen bestärken Sie in Ihrer Astrologie-Kritik?
Jaschke: Ich erlebe häufig, dass seriös wirkende, aber „gefälschte“ Horoskope als zutreffend empfunden werden. Als ich von einem Unternehmen hörte, das seine Mitarbeiter nach astrologischen Kriterien aussucht, war ich ziemlich irritiert.
RB: Welches ist Ihr Sternzeichen?
Jaschke: Ich „habe“ keines, das heißt ich messe dem Sternzeichen keine Bedeutung für mein Leben bei und möchte auch nicht danach beurteilt werden.
Referate
Jede Diözese verfügt über ein Referat/eine Fachstelle für Weltanschauungsfragen. Diese bieten: Orientierung in der Vielfalt religiöser Bewegungen und weltanschaulicher Strömungen, Beratung und Hilfe für Menschen, die belastende Erfahrungen mit problematischen Gemeinschaften machen, und ausführliches Infomaterial. Kontaktinfos siehe: www.weltanschauungsfragen.at
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