So klein ihr Arbeitsraum ist, so großartig sind die Klosterarbeiten, die Anna Frauenschuh hier fertigt. Heilige, Engel, Mini-Krippen, gelockte Jesuskinder, und andere Kostbarkeiten gibt es in ihrer winzigen Werkstatt in Obertrum zu bestaunen.
Filigrane Kunstwerke in Anna Frauenschuh's Werkstatt.

Um den fragilen Kunstwerken Leben einzuhauchen, braucht sie unterschiedliche Materialien, die sie fein säuberlich in einer Schublade aufbewahrt. Goldfäden, Glitzersteinchen, Perlen und vielerlei feine Dinge werden von ihr fingerfertig verarbeitet. Stunden über Stunden fädelt sie Drähte durch eine Spirale. Der Geduldsfaden reiße ihr dabei nie, denn gerade dieses Tun sei dienlich, um zur Ruhe zu kommen, erklärt sie lächelnd. Wie sie zu diesem außergewöhnlichen Hobby gekommen ist? „Wie die Jungfrau zum Kind“, sagt Anna in ihrer erfrischend fröhlichen Art. In der Schwangerschaft habe sie für einen Großhändler mit dem Binden von Gewürzsträußen begonnen und sei so zur Klosterarbeit gekommen. Diese Tradition geht zurück bis ins 14. Jahrhundert. „Damals wurde der Schmuck in Klöstern hergestellt und war Symbol einer tiefen Frömmigkeit.“
Heute ist Anna 78 und ist noch immer mit Begeisterung bei der Sache. Vorsichtig nimmt sie das „stille Geschenk“, ein Jesuskind in einer Nussschale, aus dem Regal. „Es ist Brauch, dass die Mutter ihrer Tochter eine Walnuss mit dem Christus schenkt, wenn sie von Zuhause auszieht. Das geht still und leise vonstatten.“ Bei den Klosterarbeiten gebe es bestimmte Regeln. So muss der Heiland immer rot, die Mutter Gottes stets blau gekleidet sein.
Bestimmte Regeln für die Heiligen Figuren

Annas handwerkliches Geschick und ihr umfangreiches Wissen locken Leute aus nah und fern an, um sich das eine oder andere Werk anfertigen zu lassen. „Ich wurde gebeten, ein Geschenk für die Bischofsweihe von Diego Giovanni Ravelli im Vatikan herzustellen“, erzählt sie und zeigt das Foto, das den päpstlichen Zeremonienmeister mit dem Präsent zeigt.
Diego Giovanni Ravelli bekam eine Klosterarbeit zur Bischofsweihe geschenkt.

Daheim in Obertrum ist aber nicht nur Anna beschäftigt, himmlische schöne Sachen zu gestalten. Unten im Keller werkelt ihr Mann Franz das ganze Jahr über, um Krippen für Weihnachten zu bauen. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Aktuelles E-Paper