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Salzburg. Mit dem Appell, „Gott eine Chance zu geben im Leben“ hat Erzbischof Franz Lackner vergangene Woche den dreitägigen Adoratio-Kongress in Salzburg eröffnet. Bei einem Gottesdienst mit hunderten Gläubigen im Dom sagte er, Anbetung (lat. adoratio) bedeute, „sich prägen zu lassen von Gott“. Dies sei keine bloß passive Tätigkeit, vielmehr sei der Einzelne aufgerufen, „Prägebereitschaft nach oben hin“ zu signalisieren. Förderliche Haltungen dazu seien die Stille beziehungsweise das Stillwerden, um „ganz hörend zu werden auf Gott“ sowie die Bereitschaft, sich von Gott überraschen zu lassen: „Ja, Gott überrrascht. Er lässt sich nicht berechnen! Anbetung bedeutet so auch, Gott eine Chance zu geben im Leben; es so kommen zu lassen, wie er will“, so Lackner.
Auch Salzburgs Weihbischof Hansjörg Hofer wies bei einer Eucharistiefeier des Adoratio-Kongresses auf die zentrale Bedeutung der Anbetung im christlichen Leben hin. Anbetung sei „die tiefste und innigste Form des Gebets, die Huldigung des Geschöpfes an seinen Schöpfer“. Und: Anbetung und Eucharistie gehörten untrennbar zusammen. „Ohne die heilige Messe gibt es keine eucharistische Anbetung“, betonte Hofer. In jeder Eucharistiefeier werde Christus in der Gestalt von Brot und Wein gegenwärtig und bleibe es auch darüber hinaus in der konsekrierten Hostie. Die Anbetung, so Hofer weiter, verändere den Menschen. Sie bringe innere Ruhe, helfe, äußeren Lärm und Druck zu verarbeiten, und sei „eine große Kraftquelle“. Auch langfristig stärke und belebe sie die persönliche Beziehung zu Gott. „Sie bewirkt, dass wir Christus immer ähnlicher werden. Und genau das ist unsere Berufung.“
Der Passauer Bischof Stefan Oster, der den Adoratio-Kongress 2019 nach Deutschland brachte, rief in Salzburg zu einem vertieften Gebetsleben auf. „Bete, als hinge alles von dir ab – und arbeite, als hinge alles von Gott ab“, nannte er einen bekannten Gedanken der ignatianischen Spiritualität.
Die deutsche Theologin Katharina Westerhorstmann sagte: „Die Eucharistie ist ein Vorgeschmack des Himmels.“ Doch diese Erfahrung könne nur gelingen, wenn der Mensch innerlich bereit sei: „Wenn der Herr kommt und ich bin nicht zuhause, kann die Begegnung nicht stattfinden.“ Ebenso wie ihre Vorredner betonte die Beraterin der Glaubens-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, dass die Eucharistie keine bloße Erinnerung an das Letzte Abendmahl sei, sondern „wirkliche Gegenwart Christi“.
wissenswert
Der Adoratio-Kongress, der seit 2019 in Altötting beheimatet ist und vom 3. bis 5. Oktober erstmals auch in Salzburg abgehalten wurde, ist ein katholisches Eventformat, das Gottes- und Gebetszeiten mit Workshops, Vorträgen und weiteren Programmpunkten kombiniert. Er will neue Inspiration und Glaubenserfahrungen vermitteln und richtet sich explizit an ein gemischtes Publikum. Grundlage der eucharistischen Anbetung, bei der Jesus Christus in der Gestalt der konsekrierten Hostie verehrt wird, ist der Glaube, dass Christus in der Eucharistie real gegenwärtig ist.
tom/kap
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