Eidotter ist die wichtigste Zutat für die klassische Tempera, jener Farbe, mit der Ikonen nach russischer Malweise entstehen. Eva Schaffer und Gertraud Margreiter rühren damit die Pigmente für ihre Werke an. Je mehr Wasser nach und nach dazukommt, desto heller fällt der Farbton aus. Schicht für Schicht wird beim Ikonenmalen gearbeitet. Margreiters Ehemann bereitet als Hobbytischler die Bretter vor, die erst mit zehn Schichten Champagnerkreide verkreidet werden, bevor feine Farblasurschichten den kunstvollen Ikonen Tiefe wie Leichtigkeit geben können.
Die Frauen kennen sich aus dem Ikonenmalkurs in Rattenberg, wo sich einmal im Monat Interessierte treffen, um das beim jährlichen Workshop mit Künstler Leo Pfisterer Erlernte zu festigen. Seit gut 20 Jahren sind beide dem Ikonenmalen verfallen. Als Anni Laireiter, die ehemalige Krankenhausseelsorge-Leiterin in Kufstein, Gertraud Margreiter und Eva Schaffer darum bat, den heiligen Franz und die heilige Klara von Assisi als Ikonen für die Krankenhauskapelle zu malen, mussten sie nicht nachdenken. „Es ist eine Ehre für uns, dass wir das machen durften“, freuen sich die beiden auch ein Jahr nach dem 25-Jahr-Jubiläum im Herbst 2024, für das sie die Heiligenbilder geschaffen haben.
Gut 50 Stunden Arbeit stecken in jeder der 64 mal 54 Zentimeter großen Ikonen. Dafür braucht es echte Leidenschaft, die in Eva Schaffer schon seit ihrer Kindheit schlummerte. „Mich haben schon als Kind die Tafelbilder und der Kreuzweg von Karl Weiser in der Pfarre Wörgl fasziniert.“ Auch Gertraud Margreiter hegte lange den Wunsch, Ikonen zu malen, doch fehlte der vierfachen Mutter die Zeit dazu. Vor genau 20 Jahren wurde sie von ihrer Familie schließlich mit einem Ikonenmalkurs zum Geburtstag überrascht. Mittlerweile hängen mehr als 50 selbstgemalte Heiligenbilder in ihrem Zuhause.
Die Krankenhauskapelle in Kufstein ist dem heiligen Franz von Assisi geweiht, dessen 800. Todestag wir im kommenden Jahr gedenken. „Wenn ich im Krankenhaus bin, komme ich selbst auch in die Kapelle. Ich bin immer wieder bewegt davon, wie viele Kranke oder Trauernde unsere Ikonen betrachten“, sagt Eva Schaffer gerührt.
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