Salzburg. Der größte Schatz der Salzburger Franziskanerkirche? Da muss Pater Moritz Windegger nicht lange nachdenken: „Das ist die von Michael Pacher geschaffene Muttergottes (im Bild unten). Ursprünglich stammte der ganze Altar vom berühmten Künstler, aber es ist nur die Madonna übrig geblieben. Deshalb hat später Fischer von Erlach den heutigen Hochaltar entworfen. Der kunsthistorisch größte Schatz der Kirche ist also eine Kombination dieser beiden großen Meister.“ Und auch geweiht ist die Franziskanerkirche der Muttergottes. Sie trägt den Beinamen „Zu Unserer Lieben Frau“.
Eine der ältesten Kirchen der Stadt – errichtet wurde sie in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts auf einer frühchristlichen Gebetsstätte – ist für den Franziskanerpater aber auch in ihrer Gesamtheit ein Schatz. „Wer den Innenraum betritt, steht anfangs noch im Dunkel, so wie vielleicht unser Alltag manchmal ein bisschen grau sein mag. Je weiter man dann zum Hochaltar schreitet, umso näher kommt man dem Licht, umso deutlicher und heller spürt und empfindet man sein Leben. Das ist das Erlebnis, das hier Tausende von Pilgern machen“, beschreibt Pater Moritz den Gang durch das romanische Langhaus bis zum spätgotischen Chor – ein Gotteshaus wie der Weg des Glaubens vom Dunkel ins Licht.
In einer der Seitenkapellen trifft man auf einen erst kürzlich (2024) heilig gesprochenen Franziskaner. Sie beherbergt eine Reliquie und eine Statue des Tiroler Märtyrers Engelbert Kolland (im Bild unten), der 1860 in Damaskus wegen seines Glaubens erschlagen wurde. „Er ist hier in Salzburg den Franziskanern beigetreten und hat sein Noviziat absolviert. Selbstredend ist diese Kapelle einer meiner Lieblingsorte in der Franziskanerkirche“, sagt Pater Moritz. In eine „Prayerbox“ neben der Heiligenstatue wurden seit Dezember bereits mehr als 1.000 Gebetsanliegen von Gläubigen eingeworfen.
Was nicht alle wissen: Die Franziskanerkirche ist seit jeher „der“ Ort der Stadtseelsorge. Daraus erwachsen ist ein verstärkter Beichtdienst, der täglich fünf Stunden lang von drei Franziskanern angeboten wird. „Im ersten Jahr in Salzburg habe ich 1.236 Beichtgespräche geführt, in Summe empfangen bei uns rund 5.000 Menschen jährlich das Sakrament der Beichte“, streicht der Ordensbruder eine Besonderheit der Kirche hervor.
Was noch weniger Menschen wissen: Über einer der Kapellen lässt sich eine in Kirchen eher selten zu findende Einhorn-Darstellung ausmachen. „Ich habe selbst fast sechs Monate gebraucht, um es zu entdecken. Es ist wohl ähnlich wie beim Einhornaltar im deutschen Erfurt ein christliches Symbol für Jesus.“