Hoch erfreut über Papst Leo XIV. zeigt sich Erzbischof Franz Lackner. „Die Kirche in Salzburg, in Österreich und auf der ganzen Welt freut sich über unseren neuen Heiligen Vater.“ Er habe Kardinal Robert Prevost bereits öfter treffen können. „Ich hätte eigentlich diese Woche einen Termin mit ihm, nun wird meine Reise nach Rom einen ganz anderen Charakter annehmen. Eine Überraschung, wie sie der Heilige Geist so oft bringt.“
RB: Sie kennen Papst Leo XIV. von der Weltsynode. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als gerade er auf die Loggia des Petersdom getreten ist?
Erzbischof Franz Lackner: Wir haben die Verkündigung des neuen Papstes und seinen ersten Auftritt sowie den Segen live vor dem Fernseher verfolgt (siehe Bild oben). Als sein Name genannt wurde, war ich sehr überrascht – positiv überrascht!
RB: Aus der persönlichen Begegnung: Wer ist Papst Leo XIV.? Welche Eigenschaften zeichnen ihn aus?
Erzbischof: Ich habe den damaligen Kardinal mehrmals getroffen und eben auf der Synode einige Zeit mit ihm verbracht. Wir haben zwei Wochen im selben circulus minor am Tisch gesessen. Dort habe ich ihn als einen guten Zuhörer erlebt, der sich mit seinen Antworten Zeit lässt und auf Ausgewogenheit achtet. Seine Ausstrahlung war besonnen und doch freundlich – ganz so, wie wir ihn auf der Loggia gesehen haben.
Mit seiner Namenswahl hat er auch klargemacht, dass er ein sozialer Papst sein will.
RB: Seine internationale Erfahrung und sein Ruf als Vermittler zwischen den Lagern galten als entscheidend für seine Wahl. Teilen Sie diese Sicht?
Erzbischof: Man hört und liest in den Medien, seine Wahl sei im Konklave überraschend schnell und klar gereift. Seine umfangreichen Erfahrungen haben dabei sicher eine Rolle gespielt, doch auch der Heilige Geist wirkt hier entscheidend mit. Er leitet die Kardinäle dazu, wie es in ihrem Versprechen bei jeder Wahl heißt, denjenigen zu wählen, von dem sie vor Gott glauben, dass er gewählt werden soll.
RB: Der Bruder des Papstes meinte im Interview, der neue Pontifex werde den Weg von Papst Franziskus fortsetzen. Ist das auch Ihre Erwartung?
Erzbischof: Papst Leo XIV. hat schon in seinen ersten Worten an uns das Erbe von Franziskus gewürdigt und die Synodalität als zentral erwähnt. Mit seiner Namenswahl hat er aber auch klargemacht, dass er ein sozialer Papst an der Schwelle einer neuen industriellen Revolution sein will; ein Papst, der den Erfahrungsschatz und die Lehre der Kirche einer Zeit zugänglich machen will, in der Künstliche Intelligenz keine Frage des „ob“, sondern des „wie“ sein wird. Schließlich – und auch das hat er in seiner ersten Ansprache gesagt – will er ein „Brückenbauer“ sein. Papst Leo wird Brücken bauen zu allen, gerade auch innerhalb der Kirche.
RB: Der neue Papst ist wie Sie ein Ordensmann. Gibt es noch etwas, was Sie verbindet?
Erzbischof: Ich hatte fast schon erwartet, der neue Papst würde jünger sein als ich, aber Papst Leo und ich sind im selben Alter, uns trennen zehn Monate. Auch konnte man lesen, der neue Papst sei ein Fan des Baseball-Teams „Chicago White Sox“. Als bekennender Fan von Sturm Graz kann ich die Liebe zum Teamsport und das Anhängen an ein bestimmtes Team jedenfalls gut nachvollziehen. Letztes Jahr hatte ich bei der Synode auch Mozartkugeln dabei – wenn sie ihm geschmeckt haben, verbindet uns auch das.
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