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Papst Leo XIV. wirkte lange im Norden von Peru, in Trujillo. Als er auf der Loggia des Petersdoms eine Botschaft nach Peru geschickt hat, war das sehr bewegend und seine Worte haben uns alle berührt. Er spricht Spanisch wie ein Peruaner. Auch als Bischof von Chiclayo war er sehr beliebt und viele Menschen, die ihm in dieser Zeit begegneten, tauschen nun Erfahrungen und Anekdoten aus: ein Mädchen erzählte, dass der Papst ihr Pate (Padrino) ist, eine Frau bediente ihn täglich im Café. Für uns ist er ein „Herz-Peruaner“.
Francisco José San Martín Baldwin, Honorarkonsul in Trujillo (Peru) und Romero-Preisträger von „Sei So Frei“, hat in Salzburg studiert
Dass der neue Papst auch Peruaner ist, macht uns sehr glücklich. Als er beim ersten Auftritt spanisch gesprochen hat, habe ich geweint vor Freude. Er kennt die Nöte und Hoffnungen der Menschen in meinem Heimatland sehr gut und die Erinnerungen an ihn sind nur positiv: menschlich, bescheiden und ein guter Zuhörer. Er war sehr beliebt und hat den Menschen in schwierigen Zeiten wie in der Corona-Pandemie Hoffnung gegeben. Alle sind überzeugt, er wird ein Papst sein, der sich für Dialog und Frieden in der Welt einsetzt. Gott segne ihn, wir werden jeden Tag für ihn beten.
Mónica Ladinig, geboren in Lima, Expertin für interkulturelle Projekte und kfb-Referentin in der Erzdiözese Salzburg
Ein Ordensmann als Papst ist eine Besonderheit. Ordensmenschen sind geprägt von der Art und Weise, wie sie Gemeinschaft gelernt haben – das gilt sicher auch für Leo XIV. In Orden sind die persönlichen Beziehungen nicht zeitlich von 9 bis 17 Uhr begrenzt wie im Berufsalltag anderer Menschen. Beziehung heißt im Orden, das ganze Leben miteinander zu teilen. Man vertraut sich gegenseitig die Sorgen, die Freuden, die Emotionen an. Wenn er dieses Verständnis von Kirche in das Papstamt mitnimmt, dann hat das schon Veränderungspotenzial.
Als nach der Wahl der weiße Rauch aufstieg, war ich in Rom vor Ort (im Bild rechts) und habe mit vielen Menschen gesprochen. Die Atmosphäre war geprägt von Überraschung, Neugier und der Frage: „Wer ist das?“ Es hatten ihn ja nur ganz wenige als möglichen Papst auf dem Schirm. Aber er schien beim ersten Auftritt sehr gut vorbereitet, hat eine feste Stimme und sprach sehr gut Italienisch. Er wusste, was er tut und was er sagt. Papst Leo XIV. vermittelte für mich gleich vom Start weg: „Jetzt krempeln wir die Ärmel hoch und gehen es an.“
Es hatte für mich den Eindruck, als wäre seine Wahl weniger das Ergebnis einer „Kampfabstimmung“ als des Suchens nach einem großen Konsens in den rund zwei Wochen Beratungen zuvor gewesen. Und es wirkten auch alle Kardinäle sehr gelöst und erleichtert. Ich erwarte in ihm einen intellektuellen und politischen Papst.
P. Moritz Windegger OFM, Sekretär für Medienarbeit des Salzburger Franziskanerklosters
Papst Leo XIV. ist ein Amerikaner, der den Doppelkontinent miteinander verbindet. Geboren als US-Amerikaner, wirkte der 69-Jährige zirka zwei Jahrzehnte in Peru. Somit ist er ein Brückenbauer zwischen Nord und Süd. Seine Verbundenheit mit den Menschen in Peru, vor allem in seiner früheren Diözese Chiclayo, war bei seinem ersten Auftreten unübersehbar. Er präsentiert sich als ein Mann der Weltkirche und des Dialogs, der viele Erfahrungen hat: als Pfarrer, als Leiter eines weltweiten Ordens, als Diözesanbischof und als Leiter eines wichtigen Dikasteriums an der Kurie. Er stellt fest, dass „wir eine synodale Kirche sein“ wollen, „eine Kirche, die geht“ und eine suchende Kirche, nach Frieden, Nächstenliebe und Nähe vor allem zu den Leidenden. Lassen wir uns von Papst Leo XIV. überraschen.
Markus Roßkopf, Referent für Weltkirche der Erzdiözese Salzburg
Ich höre viele Fragen dazu, was sich Menschen von Papst Leo XIV. erwarten. Für mich ist eher die Frage, was sich der Papst von uns erwartet. Wir alle sind Kirche, wir gehören dazu. In seinen ersten Ansprachen geht er in Richtung seines Vorgängers Papst Franziskus, wenn er die Menschen, besonders jene am Rand, in den Mittelpunkt stellt und die Soziallehre der Kirche betont. Das ist seine Stärkung für uns. Wir sind aufgerufen, unser Lebenskonzept anzuschauen. In seiner ersten Predigt als Papst sagte er: „Ihr habt mich berufen, ein Kreuz zu tragen. Ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann, dass ihr mit mir geht und dass wir als Kirche zusammen weitermachen.“ Das erwartet er von uns.
Michael Max, Rektor des päpstlichen Instituts Santa Maria dell‘Anima in Rom, mit langjährigen Salzburger Wurzeln
Mit dieser Entscheidung bin ich beruhigt, dass der Weg von Franziskus fortgesetzt wird. Papst Leo XIV. hat eine Ahnung von der Lebensrealität der Menschen, er hat vom Dikasterium für die Bischöfe entscheidende Personalkenntnisse und auch die Namenswahl im Hinblick auf Leo XIII. und dessen Sozial-Enzyklika ist eine klare Ansage. Was konkrete Auswirkungen auf die Erzdiözese Salzburg anbelangt, denke ich, dass nun die Synodalität, in die auch wir inhaltlich viel investiert haben, mit den nächsten Schritten fortgesetzt wird.
Lucia Greiner, Leiterin des Seelsorgeamts der Erzdiözese Salzburg
Ich bin selbst in den USA geboren und hätte nie gedacht, dass ein US-Amerikaner zum Papst gewählt wird. Mich freut, dass er ein Ordensmann ist, eine große Liebe zur Spiritualität des hl. Augustinus – einem der großen Kirchenväter – hat und dass er viel pastorale Erfahrung mitbringt. Das Papstamt ist kein leichtes, er muss viele Brücken bauen und wird auch Schweres zu ertragen haben. Aber ich bin voller Hoffnung und Vertrauen – auch wegen seiner ersten Botschaften des Friedens und seinem Wunsch, den synodalen Prozess der Kirche fortzuführen.
John Reves, Leiter des Byzantinischen Gebetszentrums und Kirchenrektor der griechisch-katholischen Kirche in Salzburg
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