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Lange hat es Papst Leo XIV. nicht im Vatikan gehalten. Bereits an seinem zweiten Tag nach der Wahl unternahm er eine Stippvisite nach Genazzano, einem Wallfahrtsort bei Rom – sehr zur Freude der Menschen in der 5.700-Einwohner-Gemeinde.
Das Heiligtum, das von den Mitgliedern des Augustinerordens betreut wird, beherbergt ein antikes Bildnis der Jungfrau Maria, das dem Orden besonders am Herzen liegt. Mit den anwesenden Priestern und Gläubigen betete Papst Leo XIV. das Ave Maria und sang das Salve Regina. Es sei ihm sehr wichtig gewesen, nach Genazzano zu kommen, betonte der Papst in einer kurzen Ansprache. Er habe Vertrauen auf die „Mutter vom Guten Rat“, sie sei eine „Begleiterin voll Licht und Weisheit“. Leo XIV. erinnerte auch an seinen Besuch als Generaloberer der Augustiner und seine Entscheidung, sein Leben in den Dienst der Kirche zu stellen. Seit vergangenem Donnerstag steht er an der Spitze von 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken weltweit.
Eine Frage, die viele Menschen in diesen Tagen umtreibt: Setzt Papst Leo XIV. den Weg von Papst Franziskus fort? Bei einer Zusammenkunft mit Kardinälen würdigte er die „schlichte Hingabe“ von Franziskus. Und er betete an seinem Grab in der Basilika Santa Maria Maggiore. Aber wie es der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl formulierte: „Kein Papst, der in den letzten Jahrzehnten auf einen anderen folgte, glich seinem Vorgänger.“ Papst Leo XIV. wird seinen eigenen Kurs finden.
Sein erstes Sonntagsgebet nutzte der neue Pontifex zu einem Appell für Frieden auf der ganzen Welt. Vor mehr als 100.000 Menschen rief er vom Balkon des Petersdoms aus: „Nie wieder Krieg!“ Er erinnerte an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor fast genau 80 Jahren. Leo XIV. mahnte insbesondere zu einem „echten, dauerhaften und gerechten Frieden“ in der Ukraine. Mit Blick auf den Gaza-Krieg forderte er einen Waffenstillstand sowie die Freilassung der israelischen Geiseln, die von islamistischen Extremisten festgehalten werden.
Wenn wir die Worte entwaffnen, tragen wir zur Abrüstung der Erde bei.
Damit stellte der 69-Jährige, der die Kirche nun wahrscheinlich viele Jahre führen wird, den Wunsch nach Frieden in den Mittelpunkt. Bereits bei seinem ersten Auftritt gleich nach der Wahl begrüßte er die Gläubigen mit diesem Satz: „Der Friede sei mit euch allen.“ Allgemein erwartet wird, dass sich der frühere Missionar in Peru durchaus als „politischer Papst“ versteht und zu Wort melden wird. Er vergaß nach dem Regina Caeli-Gebet aber auch nicht allen Müttern zum Muttertag zu gratulieren.
Zu einer „Entwaffnung“ im Bereich der Kommunikation und der Medien rief er bei der Audienz für Medienschaffende zu Wochenbeginn im Vatikan auf. „Wir müssen Nein sagen zum Krieg der Worte und Bilder, wir müssen das Paradigma des Krieges ablehnen!“ Angesichts der technologischen Entwicklung (Künstliche Intelligenz) werde diese Aufgabe immer wichtiger. „Wir brauchen eine Kommunikation, die zuhören kann und die Stimmen der Schwachen, die keine Stimme haben, hörbar macht.“
ibu/kap
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