Reith. Hirtenspiele bringen Jung und Alt zusammen: die Enkel auf der Bühne, die (Groß-)Eltern unter den Zuschauern. Beim Nikolausspiel in Reith im Alpbachtal im Tiroler Teil der Erzdiözese sind sie alle auf der Bühne oder spielen bei der Musikkapelle. Es macht den Reiz von Volksschauspielen aus, dass keine Profis am Werk sind. Umso höher zu werten ist der enorme Aufwand. Auch bei vielen Hirtenspielen ist das so. Wochenlange Proben fordern vollen zeitlichen Einsatz von allen Beteiligten. In Reith im Alpbachtal etwa haben die Vorbereitungen bereits vor rund einem Jahr begonnen. Kein Wunder bei der hohen Zahl an Schauspielerinnen und Schauspielern, Musikerinnen und Musikern. An die 100 Beteiligte sind es in Summe. Man darf sich ruhig in den schönsten Farben ausmalen, wie sehr solche Projekte den Zusammenhalt in einer Dorfgemeinschaft fördern.
Das Reither Nikolausspiel wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Bauernhöfen aufgeführt. Aufgrund der vielen Besucherinnen und Besucher bietet seither ein Wirtshaus den gastlichen Rahmen – mit einem einmaligen Charme. Während man aus der Küche Schnitzel klopfen hört, geben die Schauspieler auf der Bühne ihr Bestes. Es sind zwölf Lebensbilder, die den Kampf zwischen Gut und Böse zeigen. Zu den Figuren gehört auch ein so genannter „Verstellter“. Er gibt sich gut und meint es böse, weil er die Menschen auf Abwege führt. Die Mittel funktionieren seit Jahrhunderten gleichermaßen: Geld, Sex, Macht ... Auch der Tod hat seinen Auftritt. Vor ihm gibt es kein Entrinnen. Am Schluss aber siegt der gute Mann, der heilige Nikolaus.
Eindrucksvoll sind in Reith vor allem die Szenen mit Sohn und Vater im heftigen Streit oder der Kampf zwischen Tod und Leben. Der mitunter heftig-herrliche Unterlandler Dialekt wird so manchen Nicht-Alpbacher vor ernsthafte Probleme stellen. Was den Reiz dieses Nikolausspieles aber nicht im Mindesten schmälert.
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