
Salzburg/Tirol. Gebete und Andacht, Musik und Spiritualität – auch für solche Selbstverständlichkeiten des Glaubens ist in der publikumsorientierten Langen Nacht der Kirchen am 23. Mai Platz. Freilich zum Teil in anderer Form. So hält im Salzburger Dom mit meditativen Gebeten und Gesängen der vor allem von Jugendlichen geschätzte Geist von Taizé Einzug (20.30 Uhr – siehe Bild oben). Und in St Blasius fügen sich Lobpreis, Heilungsgebete, Beichte und Krankensalbung in der Sehnsucht nach einer tiefen Begegnung mit Gott zum „Healing Prayer“ zusammen (19 Uhr).
Ö3-Podcast-Gewinner aus Salzburg mit Dominik Elmer (2.v.r.) vom Projektteam der Langen Nacht der Kirchen.
Ganz auf die Jugend setzt auf der anderen Salzachseite traditionell die Andräkirche am Mirabellplatz: von Graffiti-Botschaften der Hoffnung (17 Uhr) über Disco-Beats und elektronische Musik (20.30 Uhr) bis zum Live-Podcast „Das Café am Rande der Freundlichkeit“, dessen Salzburger Macher Robin Limpek, Marco Johannes Wagner und Wolfram Felice jüngst mit dem Ö3-Podcast-Award ausgezeichnet wurden (18.30 bis
20 Uhr – siehe Bild oben). Vor der Andräkirche wartet mit der „Holy Loading Station“ der Erzdiözese eine interaktive Lichtbox, die symbolisch zum Auftanken von Liebe, Glaube und Hoffnung einlädt. Wer sich hineinwagt, wird Teil eines leuchtenden Moments: ein Foto, welches das eigene innere Strahlen einfängt – mit der Botschaft, die Welt mit dem eigenen Licht heller zu machen (ab 17 Uhr).
Zwei „weltliche“ Highlights aus dem Vorjahr laden auch heuer rund um den Dom zum Mitmachen ein: die begehrten Fahrten mit dem Fiaker (ab 19 Uhr) und der Blick über den Dombezirk vom Kran aus (ab 16 und 18.45 Uhr). Für beide Events werden Platzkarten benötigt (erhältlich am Veranstaltungstag ab 13 Uhr beim Infopoint „Offener Himmel“, Franziskanergasse 3). Dass die Menschen auch anderswo „hoch hinaus“ wollen, zeigen die Kirchturm- und Gewölbebesichtigungen in der evangelischen Christuskirche Salzburg (19.30 Uhr) sowie in den Tiroler Pfarren Waidring (ab 19.45 Uhr), Hopfgarten (17 Uhr), Kirchbichl (18 Uhr) und Brixen im Thale (19.30 Uhr).
Mehr Außergewöhnliches lässt sich bei folgenden Stationen erleben:
– Live entstehende Bilder aus Sand der Künstlerin Susann Rubin (im Bild oben), kombiniert mit Texten der Hoffnung (Margarethenkapelle St. Peter, 20.15 Uhr).
– Stadtspaziergang „Überleben“ zum Thema Obdachlosigkeit mit „Apropos“-Verkäufer Georg Aigner (Bahnhof, Südtiroler Platz, 19 Uhr).
– Prägen einer speziellen Erinnerungsmünze von der Langen Nacht (Offener Himmel, ab 16 und 19 Uhr).
– Wissenswertes über orthodoxe Ikonen (Rumänisch-orthodoxe Kirche, Robinigstraße 48, 21.15 Uhr).
– Messweinverkostung in Tirol (Pfarre Hopfgarten, 20.45 und 22.15 Uhr).
Ihrem Ruf als Kunstkirche wird einmal mehr die Salzburger Kollegienkirche gerecht. Die Installation „White Maze Nr. 0“ von Marianne Ewaldt (zu sehen bis 9. Juni) zeigt als Kontrapunkt zur fortschreitenden Digitalisierung mit Wissensüberlieferung durch Künstliche Intelligenzen ein Labyrinth aus 3.000 weißen Büchern, um an die Tradition des „geschriebenen“ Wortes und der „fühlbaren“ Materie zu erinnern. Rund um dieses „Labyrinth der Sinne“ ranken sich Mozarteum-Konzerte, Musik- und Tanzperformances (von 18.30 bis 23 Uhr).
Die jungen „Sunshine Dancers“ tanzen in der Kollegienkirche über Kinderrechte, Wünsche und Träume.
Neben dem fröhlichen Familienfest im Stiftshof St. Peter (siehe Seite 14) widmet sich eine interessante Gesprächsrunde im Bischofshaus den ernsten Seiten der Familie. „Etwa dem Tabuthema der Verletzungen und oft nicht besprochenen Auseinandersetzungen“, sagt Dominik Elmer vom Projektteam der Langen Nacht der Kirchen. Mit Helmut Thöny ist eines jener „Annehmkinder“ zu Gast, die aus Gründen der Armut oder Unehelichkeit von den leiblichen Eltern weggegeben wurden. „So eine Familiengeschichte hat fast immer Auswirkungen, besonders wenn bewusst nicht offen darüber gesprochen wurde“, sagt Susanne Savel-Damm, Diskussionsteilnehmerin von der Partner- und Familienberatung der Erzdiözese.
Prominente Teilnehmerin der Runde ist Elisabeth von Trapp, Nachfahrin der berühmten „Sound of Music“-Familie. Menschen, die als Kinder Vertriebene waren, gestehen ihr immer wieder: „Der Film einer Familie, die ihre Heimat verlassen hat und erfolgreich wurde, hat mir Hoffnung gegeben.“ Auch wenn in „Sound of Music“ nicht alles der Realität entspreche, betont von Trapp: „Es gab für meine Großeltern und ihre Kinder durch die Auswanderung viele Herausforderungen, die sie vor allem durch den Zusammenhalt der Familie meisterten. Sie waren schon als Kinder eine verschworene Gemeinschaft, die durch die Musik noch intensiviert wurde. Und unser Großvater Georg von Trapp hat sie nach dem Tod seiner ersten Frau sehr ermutigt und unterstützt. Das war noch eine väterliche Liebe, die weit über Geburtstagsgeschenke hinausging.“
Tipp: „Was uns prägt. Familiengeschichte und Familiengeheimnisse“ (Bischofshaus, 19.45 bis 20.45 Uhr)
Elisabeth von Trapp ist später nach der Familien-Gesprächsrunde noch im Dom zu hören: mit „Liedern der Hoffnung und Zuversicht“ (22.45 Uhr).
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