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Ehrenamt, ja bitte – aber auf Augenhöhe

„Ohne Ehrenamtliche würde die Kirche daniederliegen.“ Wie eine wachsende Zahl an Experten vertritt auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, diese Ansicht.

Thomas Manhart

Internationaler Tag des Ehrenamts

 

Im Umfeld der Kirche ist die Katholische Aktion (KA) unbestritten jene Organisation, die sich am stärksten in das gesellschaftliche und politische Leben einbringt. Sie stellt Forderungen, veröffentlicht Dossiers, erhebt regelmäßig ihre Stimme im demokratischen Dialog – und sie versteht sich als offizielle Laienorganisation der katholischen Kirche als Lobby für die Arbeit von Ehrenamtlichen und Freiwilligen.

 

„Wir sind im Grunde genommen selbst eine ehrenamtliche Organisation, unterstützt von den einen oder anderen Hauptamtlichen. Und man muss offen sagen: Wenn es keine Ehrenamtlichen gäbe, würde die Kirche daniederliegen. Und die KA genauso. Die Grundlast – wenn man es mit dem Strom vergleichen würde – kommt von den Ehrenamtlichen“, sagt Ferdinand Kaineder, Präsident der KA Österreich.

 

Ein Stück weit herrscht immer noch Klerikalismus

 

Unter diesen Vorzeichen fordert die Katholische Aktion seit Jahren eine „neue Ehrenamtskultur“ – mit mehr Wertschätzung, Anerkennung, Teilhabe und Mitverantwortung. „Ein Stück weit herrscht im kirchlichen Bereich immer noch ein gewisser Klerikalismus. Der Klerus steht über den Laien, über den Frauen, Männern und Jugendlichen, die sich in der Pfarre engagieren. Doch es müsste aus meiner Sicht, wie es auch die Synode sagt, alles auf Augenhöhe passieren. Eine Top-Down-Ehrenamtskultur von oben nach unten hat nicht wirklich viel Zukunft“, ist Kaineder überzeugt.

Eine Top-Down-Kultur von oben nach unten hat nicht wirklich viel Zukunft

Ehrenamtliche engagieren sich mit ihrem Charisma und ihren Fähigkeiten, wollen Verantwortung übernehmen, doch viel zu oft würden gute Projekte gekappt. „Wenn zum Beispiel ein Pfarrer aufsteht und sagt ,Ich will das nicht‘, dann findet das nicht statt. Das ist eine unglaubliche Bremse für das ehrenamtliche Engagement, wenn man die Verantwortung nicht bis zu Ende leben darf“, kritisiert der KAÖ-Präsident. Leider sei das in manchen Räumen immer noch der Fall. Eine neue kirchliche Präsenz bedeute, partizipativ und synodal zu wirken, „miteinander Verantwortung zu übernehmen und im Dienste der Menschen zu arbeiten“.

 

Zugehörigkeit, Gemeinschaft und eine sinnvolle Tätigkeit

 

Warum es trotz solcher Strukturprobleme dennoch so viele zufriedene Ehrenamtliche in der katholischen Kirche gibt, habe mehrere Gründe. Die Menschen wollen etwas tun, was sie für sinnvoll erachten, was ihr Leben bereichert, wo sie Zugehörigkeit, Solidarität und Gemeinschaft im Glauben erfahren. Ferdinand Kaineders Fazit: „Ich glaube, jeder Mensch hat das Bedürfnis, etwas zum Ganzen beizutragen. Ehrenamtliche übernehmen vielleicht nicht mehr wie früher diese langfristige Verantwortung für 10 bis 20 Jahre, aber sie arbeiten mit großer Leidenschaft gezielt an Projekten mit – und das ist etwas ganz Wertvolles.“

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