Hannes Augustin zückt sein Handy und durchsucht seine Fotogalerie. Gefunden. Stolz zeigt er ein Bild von einem schwarzen Käfer. Doch es ist nicht irgendein Krabbeltier, es handelt sich bei seinem Fund um den EU-weit streng geschützten Schwarzen Grubenlaufkäfer (Foto). Sie erinnern sich: genau dieser Käfer legte die Pläne für das ÖBB-Großprojekt mit einem Tunnel im Gebiet von Köstendorf lahm.
Von den einen hagelte es dafür Unverständnis, von den nächsten böse Witzeleien. Für Hannes Augustin hingegen, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Salzburg, ist es absolut nachvollziehbar, dass so ein Projekt im Lebensraum des Schwarzen Grubenlaufkäfers nicht umgesetzt werden kann. „Da geht es nicht um einen Käfer, sondern darum, dass sein Vorkommen Indikator für viele andere Tier- und Pflanzenarten ist. Ohne ihn sind sie mitbedroht und damit das Ökosystem“, entgegnet er Zweiflern. Und es geht einmal mehr darum, wie sehr sich der Mensch über die Natur erhebt. „Gerade in Laudato sí hat Papst Franziskus deutlich darauf hingewiesen, dass der Mensch nur ein Teil der ganzen Schöpfung ist. Wir beachten aber weder Ökosysteme, noch Bedürfnisse einzelner Arten“, kritisiert er.
Tisch an Tisch arbeitet Ingrid Eichberger seit einem Jahr mit Hannes Augustin im Büro des Naturschutzbundes Salzburg. Augustin wird mit Ende Oktober als Geschäftsführer in Pension gehen, Eichberger wird seine Nachfolgerin. Wo liegen für die beiden überzeugten Umweltschützer die größten Probleme im Zusammensein von Mensch und Umwelt?
„Was völlig fehlt, ist das Gemeinsame. Jeder braut sein Süppchen, es gibt eine Gruppe Erneuerbare Energie, eine Gruppe Naturschutz, eine Gruppe Wirtschaft. Miteinander geredet wird nicht“, fasst Eichberger anhand des Beispiels alternative Energien zusammen. Probleme, die eine ganze Gesellschaft betreffen, können nur gemeinsam gelöst werden. Jede Interessensgemeinschaft müsse sich für einen großen, tragfähigen Konsens ein Stück weit vom eigenen Standpunkt entfernen. Für sie kommt es aber sehr wohl auch auf das Verhalten jedes und jeder Einzelnen an: „Selbst erneuerbare Energien sind nicht unbegrenzt“, plädiert sie fürs Energiesparen und zum Beispiel dafür mit eigener Muskelkraft statt mit Motor zu radeln.
„Es hängt alles zusammen, man kann nichts einzeln betrachten“, diese Erkenntnis ist Augustin wichtig. Erneuerbare Energien sind gut, doch es gilt die Artenvielfalt genauso im Blick zu haben. „Wir haben zum Beispiel genug Wasserkraft in Salzburg. Die Auen, die wir noch haben, müssen erhalten bleiben oder renaturiert werden, denn sie dienen der Biodiversität. Artenvielfalt ist kein Luxus, sie ist lebensnotwendig.“
„Beten wir, dass wir, inspiriert vom heiligen Franziskus, unsere gegenseitige Abhängigkeit von allen Geschöpfen erfahren, die von Gott geliebt sind und Liebe und Respekt verdienen.“
Unter dem Titel „Das Video vom Papst“ gibt es die Gebetsmeinung jeden Monat als Video auf
gebetsapostolat.at.
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