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Vatikanstadt. Sie sollte eigentlich erst nach seinem Tod erscheinen: die neue Autobiografie „Hoffe“ von Papst Franziskus (Kösel-Verlag). Wegen der Weltlage und dem Heiligen Jahr habe man den 88-Jährigen aber von einer Veröffentlichung zu Lebzeiten überzeugen können, erklärt Koautor Carlo Musso im Nachwort. Das Ergebnis sind 384 Seiten über das Leben und Denken des Papstes – emotional, detailreich und mitunter humorvoll erzählt.
Die literarische Reise beginnt mit der Migrationsgeschichte der italienischen Großeltern von Jorge Mario Bergoglio, so der bürgerliche Name des Papstes, und Kindheitserinnerungen in einem multi-ethnischen und multi-religiösen Viertel der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Franziskus spricht von seiner Berufung, seiner Ausbildung zum Priester und seiner Entscheidung, in den Orden der Jesuiten einzutreten. Eindrücklich schildert er seine Zeit als Jesuiten-Provinzial während der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983), wie er etwa Menschen versteckte oder außer Landes schmuggelte.
Ausführlich erzählt er von Begebenheiten rund um seine Papst-Wahl 2013, emotional von Stationen und Begegnungen sowie den politischen Kernanliegen in bald zwölf Jahren als Pontifex: Frieden, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit. Er spricht sich gegen Populismus und die Ausgrenzung von Migranten aus, mahnt zur Vorsicht beim Umgang mit neuen Technologien, bleibt aber optimistisch im Hinblick auf die Zukunft der katholischen Kirche.
„Enttäuscht vom Inhalt“ äußert sich hingegen der britische Vatikan-Experte und Papst-Kenner Austen Ivereigh. Das Buch enthalte nicht viel Neues („aufgewärmtes öffentliches Material“), habe zu viele zeitliche Lücken und verdiene daher das Prädikat „Autobiografie“ nicht. „Ich hatte mehr erwartet“, bemerkt der frühere Papst-Biograf.
kap
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