Er ist 49 Jahre alt, geschieden, hat vor wenigen Wochen seine Arbeit verloren und muss in Kürze übersiedeln, weil er seine Wohnung aufgeben muss. Der Mann hat nun große Schwierigkeiten, die fixen Verbindlichkeiten wie Strom, Telefon und Unterhalt zu bezahlen. In Summe geht sich das, was er zum Leben braucht, nicht mehr aus “, erzählt Rainer Konderla, Leiter der Katholischen Männerbewegung Salzburg.
Dieser Klient kam zu ihm, weil er in seiner jetzigen Situation nicht mehr weiter weiß. Ein Fall von vielen, bei dem Männer mit Problemen zu kämpfen haben. „Ich mache das mit mir selber aus“ – so könnte man die Umgangsformen von Männern in Krisensituationen grundsätzlich beschreiben. „Bei unseren Beratungsgesprächen versuchen wir im ersten Schritt einen Überblick zu verschaffen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“
Scheidung und Trennung sind Schlüsselereignisse für Krisen und zählen zu den schwerwiegendsten psychischen Belastungen bei Männern. Oft ist damit ein Verlust des Zuhauses und von Alltagsroutinen verbunden, ebenso ein eingeschränkter und verlorener Kontakt zu den Kindern. Neben emotionalem Schmerz erleben viele eine Identitätskrise, Einsamkeit und sozialen Rückzug.
Auch die Veränderung des Bildes zwischen Mann und Frau kann ein Grund für Krisen sein. „Früher war er der Ernährer und die Frau zuhause. In der heutigen Zeit verschwimmen die Rollen. Die Herausforderungen der klassischen Rollenmodelle, dass er Ernährer, Versorger, Beschützer, Verantwortlicher für die Absicherung der Familie sein soll, bekommen Männer gespiegelt. Das löst Stress aus.“ Dieses Spiegeln habe aber auch einen positiven Sinn – „insofern wir in Österreich das Papamonat haben, das auch angenommen wird“.
Zudem verändert sich das ganze Leben, sobald Nachwuchs im Haus ist. „War es vorher eine Mann-Frau-Beziehung kommt nun die Vaterrolle dazu. Damit können manche Männer schwer umgehen. Plötzlich werde ein neues, anderes, empathisches, sorgeorientiertes Männlichkeitsmodell herangetragen. Der Mann hinterfragt sein Selbstverständnis. Es ist ja schön, der Beschützer zu sein.“ Mit dem Hinterfragen tauchen neue Aspekte auf: Kann ich das wirklich erfüllen? Ist das jetzt eine Anforderung, die auch in meinem sozialen Umfeld an mich gestellt wird? Von der Partnerin? Von Familien und Freunden? Oder kann ich, soll ich, darf ich so bleiben, wie ich bin? „Dieses permanente Hinterfragen verunsichert Männer.“
Studien zeigen: Geschiedene Männer zeigen deutlich schlechtere psychische Gesundheit. Ein Grund dafür sei auch, dass Männer erst in eine Krise schlittern, bevor sie entscheiden, sich Hilfe zu holen.
Um Männer zu unterstützen, wäre ein offener gesellschaftlicher Umgang hilfreich. „Individuelle Beratung und spezifische Angebote können helfen, dass Männer diese Lebensphasen besser bewältigen,“ ist Rainer Konderla überzeugt.
Männer, die eine Beratung suchen finden mehr Infos unter:
www.maennerbuero-salzburg.at
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