Tief berührt erzählt Christl Eder von der älteren Dame, die sie einmal in der Woche im Seniorenheim besucht. Diese Frau hat eine Krankheit, bei der mit der Zeit die Muskeln erstarren. Sie wird künstlich ernährt, kann nur mehr im Bett liegen und die Augen bewegen. „Beim ersten Mal berührte ich ihren Arm, stellte mich vor und sagte zu ihr, dass ich nun ein bisschen bei ihr bleibe.“ Bei ihren Besuchen erzähle sie der Frau, was sie alles in der Woche erlebt habe. „Wenn ich spreche, merke ich, dass sie mir fest in die Augen schaut und ich spüre, dass sie mich versteht.“
Christl Eder spricht von dem Moment, der ihr sehr nahe ging. „Einmal fragte ich die Frau, ob ich wiederkommen darf. Sie sagte plötzlich ‚Ja‘, obwohl sie schon sehr lange Zeit nicht mehr spricht“, erinnert sich die Wildschönauer Altbäuerin. Vor ein paar Jahren machte sie die Ausbildung zur Hospizbegleitung. Auslöser war die schwere Erkrankung ihres Schwagers und ein „Letzte Hilfe“-Kurs. „Dabei ist es viel um die Haltung gegangen, die man einem sterbenden Menschen entgegenbringt. Das Beschäftigen mit dem eigenen Tod und die vielen Stunden Praxis waren eine wertvolle Erfahrung.“ Sie freue sich nun jedes Mal, wenn sie allein durch ihr Da-Sein Freude bringt.
Auch Klaus Kuppelwieser hat die Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter absolviert. Sein Beweggrund: „Bei der Geburt meiner vier Kinder war ich am Beginn des Lebens dabei. Dann kam der Gedanke, dass ich nun auch Menschen am Lebensende begleiten möchte.“ Er besuchte zusätzlich den Aufbaulehrgang für das Kinder-Hospizteam. „Ich bin auch bei diesem Team und im Hospizteam in Wörgl dabei.“
Auch wenn die Herausforderungen groß sind, sieht er in seiner Aufgabe eine besondere Ehre, diese „intime“ Lebensphase begleiten zu dürfen. „Ich komme zu den Menschen nachhause als Fremder und in kürzester Zeit entsteht ein tiefes Vertrauen. Wir begleiten dabei nicht nur Menschen, die gehen. Wir begleiten auch Menschen, die bleiben.“
Um als Hospizbegleitung zu wirken, sei es wichtig, eine positive Haltung zum Tod und eine gewisse Reife zu haben. „Es ist und bleibt eine anspruchsvolle Aufgabe. Und neben dem Fachwissen braucht es Einfühlungsvermögen, Offenheit, Flexibilität und die Bereitschaft zur Selbstreflexion“, erklärt die Regionalbeauftragte Bezirk Kufstein, der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, Andrea Scheiterer. „An drei Informationsabenden werden die Menschen vorbereitet, was in der Ausbildung vermittelt wird und welche Grundvoraussetzungen notwendig sind.“
wissenswert
Ehrenamtliche Hospizbegleitung:
Ausbildung im Tiroler Unterland
April bis Oktober 2026, 96 Unterrichtseinheiten, Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss ist die Teilnahme an allen Seminaren und das Absolvieren des 80-stündigen Praktikums.
Orte: Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen; ein Seminartag findet im Hospizhaus in Hall statt, alle anderen Seminare im Sozialzentrum s-elsbethen Hopfgarten/Itter.
Themen: Auseinandersetzung mit Sterben und Tod, Begleitung von schwer kranken Menschen und ihren Angehörigen, Kommunikation in der Hospizbegleitung, Rollen und Aufgaben der ehrenamtlichen Hospizbegleitung, medizinische Fragen und vieles mehr.
Infos unter: www.hospiz-tirol.at
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