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Salzburg. Die Situation ist prekär. Durch eine neue Richtlinie droht der Wegfall der Anerkennung von Praktikumsplätzen für Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung. Davon massiv betroffen wäre eine der landesweit bewährtesten Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche in Not: die „kids-line“ Salzburg. Sie bietet für die junge Zielgruppe seit mehr als 25 Jahren einen geschützten Raum, um über Angst, Trauer, Mobbing, Machtmissbrauch oder Einsamkeit zu sprechen – anonym, kostenlos und professionell begleitet.
Der Hintergrund: Rund 80 Prozent der Beratungen wurden bislang von Praktikantinnen und Praktikanten durchgeführt, die bei der „kids-line“ wertvolle Praxiserfahrungen für ihre therapeutische Ausbildung sammelten. Mit dem Wegfall bisheriger Anrechenbarkeiten droht nun der Verlust von jährlich rund 100 engagierten Mitarbeitenden. Für die psychische Unterstützung junger Menschen bedeutet das: bis zu 40.000 unbeantwortete Chat-Anfragen, 8.000 Telefonberatungen weniger, längere Wartezeiten und schlichtweg weniger Unterstützung in akuten Krisenmomenten. „Das wäre ein Rückschritt in der Versorgung psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher – gerade jetzt, wo die Zahl seelischer Krisen in dieser Altersgruppe stetig steigt“, warnt Theresa Schimke, Leiterin von „kids-line“ Salzburg.
Für viele Kinder und Jugendliche ist diese Form der Telefonseelsorge der erste (und oftmals einzige) Ort, an dem sie sich trauen, über ihre Sorgen zu sprechen – mit einer auch fachlich unbestrittenen Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Ausbildungskonzept wurde über Jahre hinweg kontinuierlich verbessert: mit strukturierter Einschulung, regelmäßiger Supervision, Intervision und Live-Monitoring. Auch im Bereich Digitalisierung und Datenschutz gilt die Einrichtung als Pionierin. „Umso unverständlicher ist es, dass dieser bewährten und hochqualitativen Praxis nun plötzlich die Anerkennung entzogen werden soll“, sagt Schimke. „Wir haben hunderte Praktikantinnen und Praktikanten erfolgreich begleitet und ausschließlich positive Rückmeldungen von Ausbildungseinrichtungen erhalten.“
Die Leiterin der „kids-line“ sieht in der drohenden Einschränkung nicht nur ein bildungspolitisches Problem, sondern auch eine Bedrohung grundlegender Kinderrechte. „Die kids-line erfüllt diese Rechte tagtäglich. Wird dieses Angebot eingeschränkt, gefährden wir nicht nur eine bewährte Struktur, sondern die seelische Gesundheit einer ganzen Generation“, so Schimke. Sie appelliert an Politik und Verantwortliche, die Anerkennung der Praktikumsplätze aufrechtzuerhalten.
Online-Halt für junge Seelen

Theresa Schimke, Leiterin „kids-line“ Salzburg
RB: Wie gehen Sie mit der Herausforderung durch die neuen Richtlinien um? Wie lässt sich der drohende Ausfall von Beratungsleistungen „abfedern“?
Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie Kinder und Jugendliche in seelischen Krisen länger auf Hilfe warten müssen. Deshalb öffnen wir unser Team nun gezielt für ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer – Menschen, die bereit sind, jungen Seelen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und zu begleiten.
RB: Welche Personen möchte die „kids-line“ konkret ansprechen?
Gesucht werden engagierte Menschen mit Interesse an psychosozialer Arbeit – idealerweise mit Vorerfahrung in Bereichen wie Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik, sozialer Arbeit oder Beratung. Da Beziehungsarbeit Vertrauen und Kontinuität braucht, beträgt die Mindestdauer der Mitarbeit ein Jahr.
RB: Wie werden diese Ehrenamtlichen ausgebildet?
Mit fachlicher Einschulung, laufender Supervision, Begleitung durch erfahrene Supervisoren, Intervision und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Vernetzung mit psychotherapeutischen und sozialen Einrichtungen. Dadurch entsteht eine wertvolle Lernerfahrung für das eigene therapeutische oder soziale Arbeiten.
Infos/Kontakt: www.kids-line.at
eds/red
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