Eigentlich dürfen nur Erlerinnen und Erler bei den Passionsspielen mitwirken. Nun gab es die erste Ausnahme: „Beim Eröffnungsgottesdienst habe ich den Wunsch geäußert und einige der Beteiligten haben mich gehört. So ernst habe ich das aber gar nicht gemeint“, schmunzelt der Erzbischof und fügt hinzu: „Auf einmal war es aber bitterernst – und jetzt bin ich hier.“
Sakristei wird zur Garderobe: Spielleiter Peter Esterl half Erzbischof Franz Lackner beim Ankleiden.
Der Franziskaner spielte am Sonntagnachmittag beim Volk mit und als Diener des Hohen Priesters, bei dem Jesus zu Gast ist. „Es geht in diesem Spiel um das Leben Jesu – und damit beschäftige ich mich seit über 50 Jahren jeden Tag. Sein Leiden ist mein täglich Brot – und hier in Erl wird es gespielt“, erklärte der Erzbischof die tiefe persönliche Bedeutung für ihn.
Christoph Esterl, einer der Christus-Darsteller, gab Erzbischof Franz Lackner letzte Anweisungen. Er führte und begleitete ihn auch auf der Bühne.
So wie die Erlerinnen und Erler die Passion in der Inszenierung von Martin Leutgeb anlegen, wird diese nicht nur dargestellt, sondern auch gelebt – und vor allem gespürt: Die emotionale Kraft der Erzählung wird in der präzisen Regiearbeit besonders deutlich. Für Erzbischof Franz Lackner ist diese Herangehensweise gut nachvollziehbar: „Franziskus – ich bin ja Franziskaner – hat alles, was sich ereignet hat, nachspielen wollen, um es tiefer zu erfassen. Und ich nehme dieses Spiel ganz ernst, existenziell ernst.“
Ich bin dabei. Nicht im Zentrum.
Nur dabei.
Erzbischof Franz Lackner
„Ich bin dabei“ – erster Auftritt im Volk: Für Erzbischof Franz Lackner (2. Reihe links) hatte das Mitwirken im Passionsspiel eine tiefe persönliche Bedeutung.
Der Erzbischof hat sich sogar eigens einen Bart wachsen lassen – für ihn eine neuartige Erfahrung: „Der Bart bringt mich in diese Zeit und Kultur und ist für mich ein Zeichen, dass ich dazugehöre.“
Alle vereint auf und hinter der Bühne: Erzbischof Franz Lackner (1. Reihe Mitte) gemeinsam mit den Passionsspielerinnen und Passionsspielern sowie Regisseur Martin Leutgeb (erste Reihe links).
Die starke Gemeinschaft der Erlerinnen und Erler von Jung bis Alt war auch am Sonntag wieder spürbar – besonders, als sich der Erzbischof hinter der Bühne ganz selbstverständlich zu den Spielenden gesellte: „Das Statistenwesen finde ich besonders gut. Da fällt mir ein Wort von Johannes dem Täufer, den ich sehr verehre, ein. Er hat gesagt: ‚Ich bin dabei.‘ Nicht im Zentrum, weil das ist nicht gut für einen gläubigen Menschen. Nur: ‚Ich bin dabei.‘“ Und er war mehr als nur dabei – Erzbischof Franz Lackner schien tief berührt und bewegt, wie sein Gesichtsausdruck in den einzelnen Szenen verriet.
Zwei Geistliche, ein Spiel: Erls Pfarrer Thomas Schwarzenberger wirkt heuer ebenfalls mit – als Mitglied des „Hohen Rates“.
Die Freude über das Mitwirken überwog, auch wenn kurz vor dem Auftritt ein wenig Nervosität zu spüren war: „Ich bin viel auf der Bühne, aber in der Kirche – das heute ist schon etwas anderes. Es tat gut, vom zweiten Christusdarsteller Christoph Esterl begleitet und geführt zu werden, das nahm die Nervosität“, lächelte der Erzbischof. Für die Passionsspielgemeinschaft war jedenfalls klar: Auf der Bühne war er einer von ihnen.
Treffpunkt Garderobe: Franz Lackner sprach mit Passionsspielern über das Geschehen auf und hinter der Erler Bühne.
Begegnung mit dem Regisseur: Martin Leutgeb und Franz Lackner im Gespräch – die Inszenierung hat den Erzbischof sichtlich bewegt. Christoph Esterl – einer der beiden Jesusdarsteller – hat den Erzbischof durch das Spiel begleitet.
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