Seit 2020 feiert die Kirche Ende Jänner den „Sonntag des Wortes Gottes“. Er ist der Betrachtung und Verbreitung der Bibel gewidmet. „Die gesamte Bibel erinnert an Christus und sein Werk, und der Geist vergegenwärtigt es in unserem Leben und in der Geschichte“, predigte der Papst bei der heiligen Messe im Petersdom. Gott rufe die Christinnen und Christen auf, „zu allen Zeiten und an allen Orten das Evangelium zu verkünden“. Das Besondere am Gottesdienst: Franziskus beauftragte 40 Frauen und Männer aus mehreren Ländern persönlich zum Ständigen Lektorendienst. Fünf von ihnen kamen aus Österreich.
Mit dabei waren Irene Blaschke und Johanna Breuer aus der Erzdiözese. Für Erstere, die Präfektin des Priesterseminars und ehrenamtliche Mitarbeiterin der Pfarre Salzburg-St. Martin, erreichte die große Vorfreude am Sonntag ihren Höhepunkt. Für sie war es vor allem schön, die Herzlichkeit des Heiligen Vaters zu spüren und Weltkirche im Vatikan zu erleben. „Wir 40 Menschen aus aller Welt waren im Petersdom vereint. Der Papst schafft diese Einheit. Auch wenn ich seine italienische Predigt nicht verstand, so spürte ich durch seine Gestik doch, was er sagte: Wir sollen das Wort Gottes nicht nur lesen und betrachten, sondern danach leben und für die Menschen erfahrbar machen“, ist Irene Blaschke überzeugt.
Jede und jeder durfte einzeln vortreten und aus den Händen des Papstes eine lateinische Bibel entgegennehmen.
Johanna Breuer, Salzburg
Als sehr bewegend schildern die beiden die überraschende Begegnung mit Franziskus vor der Zeremonie in einem Seitenraum: „Der Papst hat jeden persönlich begrüßt und einzeln wahrgenommen. Wir konnten sein Charisma erleben. Er wirkte so herzlich und natürlich, seine Freude am Herrn nimmt einen einfach mit“, beschreibt Johanna Breuer diese Augenblicke. Die Lektorin im Salzburger Dom erlebte auch die Beauftragung selbst als sehr innig: „Jede und jeder durfte einzeln vortreten und aus den Händen des Papstes eine lateinische Bibel entgegennehmen. Dieser Moment war sehr bewegend, die gesamte Liturgie und Zeremonie erhebend. Für mich war es ein Geschenk, wirklich eine Gnade“, schwärmt Breuer über den unglaublichen Geist und die Atmosphäre im Vatikan. Blaschke ergänzt: „Bei der Übergabe der Bibel spürte ich die Beziehung zum Papst, seine Warmherzigkeit und meine eigene Berufung.“ Die vielen Gratulationen von unbekannten Menschen am Petersplatz und die Nachrichten aus der Heimatdiözese berührten die beiden zudem sehr.
In seiner Predigt forderte der Papst auf, trotz Krieg und Leid in der Welt am Heilsversprechen Gottes festzuhalten: „Das Heil, das er uns schenkt, ist noch nicht vollständig verwirklicht; und doch werden Kriege, Ungerechtigkeit, Leid und Tod nicht das letzte Wort über die Völker der Erde und unsere Geschichte haben, denn das Evangelium ist ein lebendiges und verlässliches Wort, das niemals enttäuscht.“
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