Vor 60 Jahren brachte Thea Gruber einen Stein für Frauen ins Rollen: „Ich engagierte mich in der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) – bis viele von uns jungen Frauen heirateten. Die Idee, eine eigene Frauengruppe zu bilden, ist dem Umstand geschuldet, dass meine Mutter und meine Schwiegermutter bereits in einer Frauengruppe waren. Das ging nicht. Deshalb gründeten wir unsere eigene Gruppe“, lacht die rührige, kontaktfreudige 85-Jährige.
So entstand 1965 die Katholische Frauenbewegung (kfb) Wörgl, die liebevoll „Frauenfrühling“ getauft wurde. „Genauso haben wir uns auch gefühlt“, strahlt Thea Gruber. Die Frauen trafen sich einmal im Monat und schätzten die Zeit unter sich. „Manchen Ehemännern gefiel das gar nicht. Ihnen fehlte ihre ‚Bedienung‘ zuhause“, bringt es die Wörglerin auf den Punkt.
„Das Problem war, Frauen kamen nie aus dem Haus“, schildert die quirlige Visionärin. Die junge kfb-Wörgl änderte das: „Frauen waren am Abend unter sich. Sie fehlten dann schon zuhause, aber sie setzten sich durch“, freut sich Thea Gruber, die als engagiertes Gründungsmitglied der kfb wesentlich beitrug, dass Frauen mit ihren Anliegen ein Raum gegeben wurde, um sich in der Kirche und von einer von Männern dominierten Welt emanzipieren zu können. Damals war das noch keine Selbstverständlichkeit.
Zahlreiche Referierende – nicht nur zu Frauenthemen – stießen in Wörgl stets auf waches Interesse, Bereitschaft Neues zu hören und zu lernen. Die Frauengruppe brachte sich auch kirchlich ein, gestaltete Gottesdienste mit, organisierte Bibelabende und initiierte 1980 – gemeinsam mit den evangelischen Schwestern, zu denen sie sehr guten Kontakt hatte, – den ersten Weltgebetstag für Frauen. „Unser Selbstbewusstsein stiegt ständig, wir trauten uns zu, die eigene Meinung zu sagen, zu diskutieren“, betont Gruber.
Wir erreichen viel gemeinsam, mögen uns alle, haben unsere Lebensläufe miterlebt.
Die lange gemeinsame Zeit prägt und hält zusammen.
Thea Gruber hat vor 60 Jahren die kfb Wörgl mitbegründet. Seither leitet sie diese regionale Frauenorganisation.
Viel bewegte die kfb Wörgl mit regelmäßigen Bazaren ab 1980: „Wir unterstützten Entwicklungsländer, die Diözese Uberlandia in Brasilien, Sr. Olivia Osl aus Angerberg und ihre Arbeit in Kolumbien, einen Priesterstudenten aus Peru, die Wörgler Lebenshilfe, rumänische Kinder oder Frauen bei Mietzahlungen. Wir finanzierten das Altarbild im Pflegeheim Wörgl, einen Rollstuhl für einen querschnittgelähmten Studenten in Nigeria und schickten gebrauchte Kleider nach Südafrika“, zählt Thea Gruber auf. In 60 Jahren seien rund 180.000 Schilling (13.000 Euro) gespendet worden. Dankbar blickt die Wörglerin mit Duchhaltevermögen auf wirkungsvolle Jahre zurück. Müde ist sie nicht: „Wir sind noch eine Handvoll Frauen, die sich regelmäßig trifft – Fasching, Muttertag, Sommertreff, Advent. Wir lösen Probleme, schaffen vieles, stärken uns gegenseitig. Wir mögen uns alle, haben unsere Lebensläufe miterlebt, die lange gemeinsame Zeit prägt und hält zusammen“, sagt sie über ihr spannendes und erfülltes (kfb-)Leben.
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