Wir wollen uns und die Welt verstehen. Neue Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen helfen dabei, sich in einem ständig veränderten Diesseits zurechtzufinden und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Wir sind „homines dicens“, lernende Wesen, und existenziell auf das Lernen angewiesen.
Vergessen Sie die über Generationen in unseren Köpfen eingegrabene Aussage: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Längst belegen Studien, dass die Fähigkeit zum Lernen mit zunehmendem Alter nicht deutlich nachlässt. Das Credo: Train your brain! „Der Mensch gestaltet sich selbst, seine Sozialbeziehungen und die Welt durch permanente Lernprozesse. Die Natur hat uns mit allem ausgestattet, was wir zum Lernen benötigen. Für unser Gehirn ist es ganz selbstverständlich zu lernen; es kann gar nicht anders“, erklärt Erich Schäfer, Professor für Methoden der Erwachsenenbildung an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Lernen ist ein kognitiver und zugleich emotionaler Prozess, ganz unabhängig von Lernziel und Bildungsformat.
Praxisnähe ist in Zeiten von Lern-Apps immer noch ein Erfolgsfaktor: Wer hohe Selbstwirksamkeit erlebt, lernt gerne. KI-basierte Ansätze und hybride Lernsettings – erlebbar etwa im Rahmen des „Theologischen Fernkurses“ – ermöglichen personalisierte Lernerfahrungen. „Lust am Lernen und die Offenheit, Fragen auf den Grund zu gehen, ist nicht nur für Christen der Zukunft bedeutsam“, so Erhard Lesacher, Leiter der „Theologischen Kurse“ und der „Akademie am Dom“.
„Höre nie auf“: Wissen und sich selbst fordern
Christine Hirschmann, Absolventin des „Theologischen Fernkurses“ und Trauerrednerin
RB: Warum ist Weiterbildung Ihrer Meinung nach wesentlich?
Hirschmann: Ich habe als pastorale Mitarbeiterin vor zehn Jahren den „Theologischen Fernkurs“ aus reinem Eigeninteresse besucht und wertvolles Hintergrundwissen mitgenommen. Danach habe ich eine Katechistenausbildung gemacht. Bildung schützt uns vor einem gebastelten Glauben. Eine offene Gesellschaft braucht Wissen und Geschichte als Wurzeln.
RB: Welchen persönlichen Mehrwert ziehen Sie aus Weiterbildungen?
Hirschmann: Ich mag es, mich selbst herauszufordern. Ich habe mir geschworen, nie mit dem Lernen aufzuhören! Wenn man nicht nur an der Oberfläche kratzen will, ist es wesentlich, sein Wissensfundament beständig weiter auszubauen.
RB: Welche Meilensteine streben Sie in Ihrer Lernbiografie noch an?
Hirschmann: Aktuell besuche ich den „Lehrgang für biblische Kompetenz“ und ab Herbst 2025 die berufsbegleitende Ausbildung zur Pastoralreferentin.
lebenslanges lernen
Laut der Definition des Europäischen Rates beschreibt dieser Begriff „alles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen im Rahmen einer persönlichen, staatsbürgerlichen, sozialen und/oder beschäftigungsbezogenen Perspektive dient“. Beim Lebenslangen Lernen wird zwischen formaler, nicht-formaler und informeller Bildung oder entsprechenden Lernformen unterschieden. Rund 60 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in Österreich gaben in der Erwachsenenbildungserhebung 2022/23 an, binnen eines Jahres an Aus- und Weiterbildungsaktivitäten teilgenommen zu haben.
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Der ganze Mensch lernt: Die neuesten Erkenntnisse der Neurobiologie und Lernpsychologie zeigen, dass Lernen keine Frage des Alters ist, sondern eine der eigenen Begeisterungsfähigkeit. Studien belegen: Lebenslang zu lernen, ist möglich, und es kann gesünder, glücklicher und selbstbewusster machen. Die Essenz: „Am Lernen ist der ganze Mensch beteiligt.“ – Erich Schäfer: Lebenslanges Lernen (Springer Verlag).
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