RB: Woher leitet sich die Namensgebung des Osterfestes zur Auferstehung Christi aus sprachwissenschaftlicher Sicht ab?
Michaela Essler: In vielen europäischen Sprachen wird das Fest zur Auferstehung Christi mit Namen bezeichnet, die sich von dem hebräischen Wort pésach ableiten. So finden sich beispielsweise italienisch Pasqua, französisch Pâques, schwedisch Påsk oder dänisch Påske. Die Kreuzigung und Auferstehung Christi fand zur Zeit des jüdischen Pessah-Festes statt. Und so übernahmen die frühen Christen, die der jüdischen Tradition verbunden waren, den Namen Pésach für ihr eigenes Fest zur Auferstehung Christi und deuteten ihn im christlichen Sinne um.
RB: Gibt es Hinwweise, woher die Namensherkunft im Deutschen und im Englischen hergeleitet wird?
Essler: Im Deutschen und Englischen trägt das Fest einen anderen Namen: Der Grund dafür dürften die angelsächsischen Missionare gewesen sein, die das Wort in den deutschen Sprachraum mitbrachten. Das englische Easter kann aber auch auf eine Bezeichnung für den Tagesanbruch im Osten zurückgehen – altenglisch éast. Nach christlicher Lehre fand die Auferstehung Christi zur Zeit des Tagesanbruchs statt. Die angelsächsische Benennung des Festes wäre nach dem angenommenen Zeitpunkt der Auferstehung erfolgt.
RB: Gibt es auch historische Aufzeichnungen, die das belegen?
Essler: Im 7. und 8. Jahrhundert missionierten und christianisierten angelsächsische Missionare weite Teile des deutschen Sprachraums. Mit dem Christentum gelangten damals viele neue Begriffe und Wörter in die Sprachen der missionierten Völker. So haben wohl die Menschen auch das Wort Ostern von den angelsächsischen Missionaren als Namen für das Fest der Auferstehung Christi übernommen. Das Wort Ostern hat sich schon früh im Deutschen festgesetzt. Denn im ältesten Sprachdenkmal der deutschen Sprache aus dem 8. Jahrhundert, dem Abrogans, wird das lateinische Wort pascha „Ostern“ bereits mit Ostarun „Ostern“ übersetzt.
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