RB: Wo waren Sie, als Sie die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus erhalten haben, wie ging es Ihnen in dem Moment?
Rektor Michael Max: Ich war gerade spät in der Nacht von Rom nach Salzburg gekommen, um die Abtbenediktion in St. Peter mit zu feiern, als am Montagvormittag völlig überraschend die Nachricht vom Tod des Papstes kam. Für mich war das zunächst ein Schock. Auch wenn man am Tag zuvor sehen konnte, wie sehr er an die Grenzen seiner physischen Grenzen ging, damit hatte ich nicht gerechnet. Als ich am Mittwoch spätabends wieder nach Rom kam, standen noch zigtausende Menschen am Petersdom an, um sich von Papst Franziskus zu verabschieden. Diese Bilder haben mich an die Zeit nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 erinnert. Damals habe ich das Konklave in Rom miterlebt.
RB: Wie sahen die Tage nach dem Tod im päpstlichen Institut Santa Maria dell‘ Anima aus?
Rektor Michael Max: Es war eine Zeit der Trauer, des Abschieds und auch der Dankbarkeit. Auch in der Anima haben wir einen Gedenkgottesdienst für Papst Franziskus mit der deutschsprachigen Gemeinde gefeiert. Dazu kamen der österreichische und der deutsche Botschafter, deutschsprachige Mitarbeiter der Kurie und deutschprachige Pilger. Bei den Trauerfeierlichkeiten dann am Petersplatz ist mir bewusst geworden, wie nahe uns Papst Franziskus hier in Rom war. Das Gefühl einen vertrauten und geschätzten Menschen verloren zu haben, lässt mich spüren, wie sehr uns sein Dienst geprägt hat.
RB: Sie sind Rektor in einem sehr gastfreundlichen Haus. Sind Sie für solche Situationen gut gerüstet?
Rektor Michael Max: Ich bin sehr dankbar, dass alle Mitarbeitenden eine große Anima-Familie sind und zusammenhelfen. Man muss bedenken, dass der 25. April in Italien mit dem Anniversario della Liberazione (Tag der Befreiung Italiens) ein hoher Feiertag war und damit auch ein verlängertes Wochenende bevorstand. Alle waren hier und haben mitgeholfen.
RB: Sie sind Papst Franziksus mehrere Male begegnet, welche Erinnerungen bewahren Sie davon?
Rektor Michael Max: Die Begegnungen mit ihm waren immer freundlich, persönlich und heiter. Er hat ja kaum eine Gelegenheit ausgelassen, seine Schlagfertigkeit unter Beweis zu stellen. Meine letzte Begegnung mit ihm war die Audienz für die Salzburger ÖSV-Delegation vor der Ski-WM in Saalbach. Sie war unheimlich herzlich und witzig. Er hat nie Distanz aufgebaut, er hatte immer seine Bonmots, um die Stimmung aufzulockern. Ihm war es wichtig, Freude spüren zu lassen.
RB: Papst Franziskus hat für seine Trauerfeierlichkeiten Bescheidenheit verfügt, wie reagierte die römische Bevölkerung darauf?
Rektor Michael Max: Die Leute reagierten sehr positiv darauf. Es entspricht seiner einfachen, authentischen Art mit den Leuten umzugehen. Bei der Überstellung für die Bestattung in der Basilika Santa Maria Maggiore konnten die Menschen ihn – ganz nach seinem Willen – noch einmal auf dem Weg begleiten, ihm nah sein. Dass er seine letzte Ruhestätte dort haben wollte und nicht im Petersdom, verstehen die Römerinnen und Römer gut. Santa Maria Maggiore ist eine Herzenskirche in Rom, sie passt unheimlich gut mit dem Wesen von Papst Franziskus zusammen.
Michael Max ist seit 2020 Rektor des päpstlichen Instituts Santa Maria dell'Anima.
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