Aktuelles E-Paper
Das Requiem leitete Kardinal Giovanni Battista Re, der 91-jährige Dekan des Kardinalskollegiums. Über Rom spannte sich ein herrlich blauer Himmel. Die liturgische Farbe war Rot; auf der Fassade des Petersdoms war eine große Teppich-Darstellung des auferstandenen Christus angebracht. Mit Re konzelebrierten 224 Kardinäle, 750 Bischöfe und viele Priester.
Die feierliche Totenmesse war von besonderen Gebeten und Gesängen geprägt; das Evangelium wurde auf Latein vorgesungen, und die Fürbitten gaben in ihrer Sprachenvielfalt einen Eindruck der Universalität der Kirche. Eine der Fürbitten – die für alle verstorbenen Gläubigen – wurde auf Deutsch vorgetragen.
Kardinaldekan Re betonte in seiner Predigt das Leitmotiv des Pontifikats von Franziskus: Die Kirche als Zuhause für alle; als Haus mit stets offenen Türen. Indem er die Kirche als „Feldlazarett“ charakterisierte, habe Franziskus an die Christen appelliert, „sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, kümmern“ sollten. Dies seien auch die Anliegen seiner Rundschreiben „Laudato si“ und „Fratelli tutti“, sowie seiner interreligiösen Bemühungen gewesen. Dazu gehöre vor allem das mit ranghohen muslimischen Geistlichen unterzeichnete Dokument von Abu Dhabi über die „Brüderlichkeit aller Menschen“.
Trotz seiner Gebrechlichkeit habe sich der lateinamerikanische Pontifex für einen „Weg der Hingabe bis zum letzten Tag“ entschieden. Pastoral sei Franziskus gewesen, spontan, um Einfachheit bemüht, eine starke Persönlichkeit. „Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte. Darüber hinaus war er ein Papst, der achtsam war für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam. Mit dem für ihn charakteristischen Vokabular und seiner an Bildern und Metaphern reichen Sprache hat er stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten…“
Kardinal Re schloss mit diesen Worten: „Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es am Ostersonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält!“
Am Ende der Messe wurde der Sarg mit dem Ritus der Aussegnung verabschiedet. Dabei sangen rund 20 Patriarchen und Metropoliten der katholischen Ostkirchen Segensgebete.
Aus der Kirche in Österreich feierten Kardinal Christoph Schönborn, der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner sowie die Bischöfe Wilhelm Krautwaschl, Ägidius Zsifkovics, Benno Elbs und Klaus Küng den Gottesdienst auf dem Petersplatz mit. Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Chris-tian Stocker vertreten.
Franziskus hat Leuchttürme aufgestellt, die uns noch länger den Weg leuchten.
Erzbischof Lackner betonte, die Trauerfeierlichkeiten hätten deutlich aufgezeigt, „dass das Christentum keine Monokultur ist“. Diese Vielfalt sei bei Papst Franziskus stets sichtbar geworden. „Und ich glaube, dass er es war, der einen Grundstein gelegt hat, dass diese Vielfalt auch mehr zur Einheit führen kann.“
Franziskus habe Leuchttürme aufgestellt, die uns noch länger den Weg leuchten werden. Er habe überdies mit dem Synodalen Prozess eine wichtige innere Reform der Kirche angestoßen. „Das muss weitergehen. Er hat gesagt, es muss ein geistlicher Prozess sein. Man kann das Richtigste falsch machen, wenn es nicht aus diesem geistlichen Impuls herauskommt.“ Der Papst habe verdeutlicht, dass es nicht darum gehe, „irgendwelche auswendigen Glaubenssätze schön zu rezitieren, sondern es muss aus dieser menschlich-geistlichen Grundhaltung heraus geschehen. Und da hoffe ich schon, dass die Kirche den Weg in die Zukunft findet.“
Vertreten waren beim Begräbnis die Führungspersönlichkeiten anderer Religionen und christlicher Kirchen, namentlich Patriarch Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen. Dazu kamen Delegationen aus 130 Staaten, darunter Donald Trump (USA), Javier Milei (aus der argentinischen Heimat des Verstorbenen) und Wolodymyr Selenskyj (Ukraine). Vor Beginn der Trauerfeier kam es im Petersdom zu einem Gespräch zwischen Trump und Selenskyj. Das Treffen nannte der Ukrainer „höchst symbolisch“. Es könne „historisch werden, wenn die vereinbarten Resultate erreicht werden“.
Auf dem Petersplatz hörten die Staats- und Regierungschefs dann die Mahnng von Kardinal Re. Er erinnerte daran, dass Franziskus angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, unaufhörlich seine Stimme erhoben habe, „um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen“.
Nach einer Überführung durch die Straßen Roms ist Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt worden. Dort hatte er sich bereits vor einigen Jahren seine Begräbnisstätte ausgesucht. Wie von Franziskus gewünscht trägt die Grabplatte lediglich die Inschrift „Franciscus“. Über dem Stein ist eine Nachbildung seines silberfarbenen Brustkreuzes angebracht.
Am Sonntagmorgen lag als Erstes eine weiße Rose (siehe Titelbild) auf seinem Grab. Diese Blume hatte für Franziskus eine besondere Bedeutung. Seit seiner Zeit in Argentinien symbolisiere sie seine Verbundenheit mit der heiligen Thérèse von Lisieux. An sie und ihre Fürsprache bei Gott habe er sich immer bei persönlichen Schwierigkeiten gewandt.
Aktuelles E-Paper