Im Jahr 1525, also genau vor 500 Jahren, entstand im Zuge der Reformation die Täuferbewegung. Diesem Jubiläum widmete sich die Ausstellung des Vereins für Täufergeschichte in Österreich (VTG) unter dem Motto: „Brennen für das Leben“. Sie tourt derzeit durch ganz Österreich und kann auch angemietet werden. Im Juni gastierte sie im Innsbrucker Veranstaltungszentrum Novum, wo die ökumenische Bibelrunde der kfb-Regionalstelle Wörgl die Gelegenheit zu einer beeindruckenden Führung hatte.
Die Innsbrucker Fremdenführerin und Euregio Guide Carola Czernohaus verstand es auf das Vortrefflichste die Lebensbedingungen der Täufer in den verschiedenen Epochen - von der Verfolgung als Ketzer und Ausgrenzung bis hin zu Bemühungen, um Toleranz und Akzeptanz lebendig werden zu lassen. Sehr gut gestaltete Themenwände zu markanten Eckpfeilern der Täufer - leidens - geschichte und ihren herausragenden Vertretern und Vertreterinnen (in Tirol: Ursula Hellriglin aus dem Ötztal, der Rattenberger Bergrichter Pilgram Marpeck, Hans Huts, Felix Mantz, Jakob Huter ...) wurden flankiert von ausgewählten Exponaten, wie zum Beispiel Habaner Keramik, Folterwerkzeugen und einer Druckerpresse, wo man sich einen Bibelvers drucken lassen konnte. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Täuferbewegung auf den neutestamentlichen Lehren Jesu fußte, besonders auf der Bergpredigt. Gewaltlosigkeit, Glaubens- und Gewissensfreiheit, die Erwachsenentaufe und die strikte Trennung von Kirche und Staat machten ihre Anhängerinnen und Anhänger zur Zielscheibe der damaligen Obrigkeiten. Das Damoklesschwert der Vertreibung, der Verfolgung und drakonischer Strafen von der Folter bis hin zum Tod hing jahrzehntelang lebensbedrohlich über ihnen. Und dennoch, vielleicht auch gerade deswegen wuchs diese Bewegung unaufhaltsam.
"Heutige" Täufer sind die Mennoniten, die Amischen und die Hutterer und auch die Freikirchen wurzeln auf dieser Bewegung. Die bewegte und oftmals „glaubensmutige“ Geschichte der Täuferinnen und Täufer erinnert uns jedenfalls eindrücklich daran, die Glaubenswege anderer zu respektieren und wertzuschätzen. Gleichzeitig unterstreicht sie einmal mehr die Bedeutung des ökumenischen Dialogs, der Brücken zwischen unterschiedlichen Überzeugungen bauen möchte. Dieses Fazit ziehen wir nach unserem Besuch der Ausstellung, die uns einmal mehr die Kraft des Miteinanders und des gegenseitigen Verstehens vor Augen geführt hat.
Wir von der ökumenischen Bibelrunde wissen "das" seit mehr als zwölf Jahren, denn solange schon treffen wir uns einmal im Monat zum Austausch und Bibelstudium in der kfb-Regionalstelle, in Wörgl, im Tagungshaus der Erzdiözese Salzburg. Und dort sind alle herzlich willkommen! Abschließend herzlichen Dank an die großartige Carola Czernohaus und auch an Max Eugster für die Organisation und seine ergänzenden Ausführungen.