Salzburg. Die Mutter mit Kindern beim Frühstück, der Vater mit Pferd und Hund bei der Jagd, edle Herren und Damen im Einzelporträt, Bilder der ganzen Familie, Künstler bei der Arbeit im Atelier – die österreichische Porträtmalerei des 19. Jahrhunderts hat im wahrsten Sinne des Wortes viele „Gesichter“. Sinnbildlich für die diesem Thema gewidmete Ausstellung „Face to Face“ im Salzburger DomQuartier stehen als „Spiegelbilder“ der Künstlerinnen und Künstler ihre Selbstporträts.
Für die persönlichsten aller Werke zeigen sich die Kunstschaffenden gerne in ihren Werkstätten oder Ateliers, auch die Profession soll gleich erkennbar sein. „In zwei Drittel der hier gezeigten Werke dienen das Malerwerkzeug Pinsel, Palette und Staffelei als berufliche Erkennungszeichen – als Insignien des Künstlertums“, erklärt Kunsthistorikerin Claudia Koch von der Akademie der bildenden Künste Wien.
Fritz Schider: Selbstporträt in seinem Atelier.
Inszeniert wird die eigene Person in den Selbstporträts ganz unterschiedlich: in staatsmännischer Pose, als Bohemien, als Handwerker, mal humoristisch, mal intellektuell, mit dandyhaftem Hut oder als „Bild im Bild“ mit Spiegel bei der Arbeit am eigenen Bildnis. Besonders eifrig war in dieser Zeit Friedrich von Amerling, dem gleich 27 Selbstbildnisse zugeordnet werden können. „Sie dokumentieren sowohl die stilistische Entwicklung als auch den physischen Alterungsprozess des Künstlers. Er sah sich selbst auch als Studienobjekt“, sagt dazu die Expertin.
Heinrich Friedrich Füger zeigte nicht nur sich selbst, sondern auch den vierjährigen Sohn mit Malerutensilien (im Bild oben). Damit verlieh er wohl der väterlichen Hoffnung Ausdruck, der Sohn möge in die Fußstapfen des Vaters treten. (Es sei verraten, es wurde nichts daraus.)
Schwer hatten es damals die (wenigen) Frauen der Szene, etwa Marie Krafft. „Mit der 1812 geborenen Tochter des Historienmalers Johann Peter Krafft lässt sich exemplarisch ein typisches Künstlerinnenschicksal des 19. Jahrhunderts umreißen“, weiß Claudia Koch. Als Frau zu dieser Zeit blieb ihr das Kunststudium in Wien verwehrt. Der Vater unterrichtete sie zwar, aber „nur das Nötigste. Die Ölmalerei wurde ihr als Frau nicht ,zugemutet‘“.
Frauen blieb zu dieser Zeit – und noch eine ganze Weile darüber hinaus – das Kunststudium verwehrt.
Auch die später geborene Susanne Renate Granitsch durfte noch nicht an der Kunstakademie studieren. Um ein fachlich neutrales Urteil zu erhalten und „nicht als Frau erkennbar zu sein“, reichte sie ihre Werke zumindest anonym ein. Auch im Selbstporträt (links oben) präsentiert sie sich selbstbewusst als ernstzunehmende Kunstschaffende: in der damaligen Kleidung arbeitender Frauen mit Pinsel und Palette als deutlichen Zeichen der Malerei als Profession (im Bild unten).
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