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Maria Jeutendorf. Schwester Erika Maria Radner war Lehrerin, hatte einen Partner und war kirchlich engagiert. Dennoch fehlte ihr etwas. „Da wartete noch etwas anderes auf mich“, erklärt die Ordensfrau in einer Podcast-Folge des Ordensportals „Orden on air“. In einer Zeit, in der andere längst „angekommen“ seien, habe sie eine Sehnsucht angetrieben, „etwas ganz leben zu wollen“. Dieses Gefühl sei in der zweiten Lebenshälfte immer drängender geworden. Mit 50 trat sie schließlich ins Karmelitinnenkloster in Maria Jeutendorf (NÖ) ein und hat dort „ihren Platz gefunden“.
Ihr Leben sei zunächst in geregelten Bahnen verlaufen: ein erfüllter Job, eine jahrelange Partnerschaft, Freunde – nach außen fehlte ihr nichts. Aber nach innen war da viel Unruhe, wie die Ordensfrau schildert. Als der „50er“ immer näher rückte und die Partnerschaft in die Brüche ging, wagte sie den ersten Schritt ins Ordensleben. Sie nahm ein Sabbatjahr, reflektierte und besuchte im Juli 2015 das erste Mal die Karmelitinnen in Maria Jeutendorf. Bald habe sie gespürt: „Hier läuft mein Leben an einem Punkt zusammen.“ Die Umstellung sei nicht einfach gewesen. Sr. Erika, die früher alleine wohnte, lebte nun mit acht weiteren Ordensfrauen zusammen. Manche Situationen hätten sie an ihre Grenzen gebracht, doch durch Gespräche ließe sich vieles lösen: „Wir sehen uns jeden Tag, leben auf engem Raum, da braucht es klare Kommunikation und Regeln. Manches muss man auch aushalten lernen.“
Der Abschied vom gewohnten Leben war nicht für alle in ihrem Umfeld verständlich, erinnert sich Sr. Erika Radner. Auch Freundschaften seien in die Brüche gegangen, dennoch sei sie mit ihrer Entscheidung glücklich: „Nach außen hin ist meine Welt kleiner geworden, nach innen ist sie gewachsen.“ Im April dieses Jahres hat die heute 61-Jährige ihre Ewige Profess abgelegt und damit für immer „Ja“ zum Ordensleben gesagt.
Mehr unter: www.ordensgemeinschaften.at
kap
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