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Der „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“ („Grabesritter“) entstand aus einem mittelalterlichen Brauchtum, bei dem adelige Pilger am Heiligen Grab zu Jerusalem zum Ritter geschlagen wurden. Der heutige Orden, eine eigenständige juristische Person des Kirchenrechts, ist eine vorwiegend von Laien getragene humanitäre Organisation zur Unterstützung der im Heiligen Land lebenden und von den politischen Auseinandersetzungen betroffenen Christinnen und Christen. Der Orden hat weltweit 30.000 Mitglieder in 44 Ländern.
In der Basilika von Maria Plain wurden nun der neue Statthalter und der neue Großprior der österreichischen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem vorgestellt und in ihre Ämter eingeführt: Werner Johler als Statthalter und Erzbischof Franz Lackner als Großprior. Die Veranstaltung war in die traditionelle Wallfahrt der Komturei Salzburg eingebettet.
„Gott ist ein Gott der Überraschung“, teilte Erzbischof Franz Lackner seine Glaubens- und Lebenserfah-
rung in seiner Festpredigt. „So war für mich auch die Berufung in das hohe Amt eines Großpriors der Ritter und Damen des Heiligen Grabes zu Jerusalem eine weitere große Überraschung Gottes. Mir wurde anlässlich des Gesprächs, in dem mir Kardinal Filoni die Ernennung bekannt gab, die Spiritualität des Ordens, die ich nun kennen lernen darf, sehr ans Herz gelegt. Diese Aufgabe werde ich gerne wahrnehmen und mich bemühen, sie mit ganzem Herzen und ganzer Seele auszuführen.“
Das Grab sei seit der Auferstehung Jesu Christi zu einem „Ort der Theologie“ geworden. Bei allen großen Entscheidungen habe es Erzbischof Lackner zum Grab seiner Eltern gezogen. „Wir leiden ja heutzutage an einer, wie ich es nennen möchte, Auferstehungsmüdigkeit. ‚Das soll noch weitergehen?‘, habe ich von einem älteren Menschen einmal gehört. Doch an den Gräbern unserer Lieben ist Auferstehung spürbare Hoffnung. Das Grab ist für mich ein Auferstehungsort.“
Den Grabesrittern sei dieser „Ort der Theologie“ oder theologische Ort des Grabes besonders anvertraut, durchaus in ambivalenter Bedeutung, führte er aus: „Zum einen als ultimative Gottesferne – er ist nicht hier. Das gilt in unserer heutigen Zeit weithin. Zum anderen ist da die Leere, die Abwesenheit Gottes als Sehnsuchtsraum, wo Glaube in seiner demütigsten und unaufdringlichsten Form sich zeigt. Das ist Hoffnung: Wenn Glaube nicht sieht, nicht weiß, dann nimmt er die Gestalt der Hoffnung an.“ eds
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