Aktuelles E-Paper
Demenzerkrankungen, darunter Alzheimer, sind eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Allein in Österreich sind etwa 170.000 Menschen betroffen – Tendenz steigend. Ein wesentlicher Faktor, um die Erkrankung zu verzögern oder das Lebensumfeld bestmöglich zu gestalten, ist die frühzeitige Erkennung kognitiver Einbußen.
Von Demenz zu unterscheiden ist etwa eine „normale“ Altersvergesslichkeit. „Das bedeutet, dass ein älterer Mensch, der etwas vergisst, sich später daran erinnern kann. Bei einem Menschen mit Demenz kommt die Erinnerung eher nicht mehr zurück“, sagt Kerstin Lanegger, Demenzbeauftragte bei den Elisabethinen Graz, und bringt Beispiele: „Wenn Menschen etwa im Frühstadium der Demenz Notizzettel verwenden und vieles beschriften, aber trotzdem Termine vergessen, obwohl sie früher sehr verlässlich waren. Wenn sie oft Dinge verlegen und diese an sonderbaren Orten wiederfinden, etwa im Kühlschrank. Ein Indiz ist auch die mangelnde Konzentration bei bisher gewohnten Handlungen – wenn zum Beispiel der Kuchen, der ein ganzes Leben lang problemlos ohne Rezept gebacken werden konnte, nicht mehr gelingt, weil Zutaten vergessen oder doppelt hinzugefügt wurden. Wenn solche Dinge auffallen, ist es unbedingt an der Zeit, das abklären zu lassen.“ Auch plötzlich vernachlässigte Körperhygiene oder Orientierungsprobleme in vertrauter Umgebung sind Warnsignale. Deshalb sollten sich im Verdachtsfall auch Zu- und Angehörige ernsthaft mit Demenzerkrankungen auseinander setzen.
„Ganzheitlich“: Betreuung von Erkrankten
DGKP Hannelore Schwaiger, Leiterin des Projekts „Demenz im Krankenhaus“, Marienkrankenhaus Vorau (Steiermark)
Worauf kommt es bei der Betreuung von Menschen mit Demenz an?
Menschen in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen – nicht als Summe ihrer Defizite, sondern als Summe ihrer Möglichkeiten, Kompetenzen und Ressourcen.
Das bedeutet konkret?
Statt starren Strukturen werden Pflege- und Betreuungsprozesse an die Patientinnen und Patienten angepasst – zum Beispiel durch adaptierte Orientierungssysteme, etwa Zimmertüren mit Piktogrammen, eine so genannte Demenzbox auf jeder Station und die Vermeidung langer Wartezeiten bei Aufnahmen und Untersuchungen.
Dafür wird auch das Personal speziell geschult?
Ja, denn die Vermittlung von Wissen für alle Berufsgruppen im Krankenhaus, die an der Patientenversorgung beteiligt sind, ist ein wichtiger Aspekt.
Tipp: Aktueller Podcast „Lebenswerk“ zum Thema Demenzbegleitung unter: www.ordensspitaeler.at
14 Risikofaktoren für Demenz
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren für Demenz sind Alter, Genetik und Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen). Daneben gibt es beeinflussbare Faktoren, durch die Demenzerkrankungen vermieden oder hinausgezögert werden können. 14 davon sind im Report der Lancet-Kommission für Demenzprävention (von Gill Livingston und ihrem Team) zusammengefasst:
1. Geringe Bildung (geistige Anregung im Alltag und Beruf schützt das Gehirn)
2. Eingeschränkte Hörfähigkeit (zu wenig Reize für das Gehirn – daher Hörgeräte nutzen)
3. Hoher Cholesterinspiegel
4. Depressionen (die aus diesem Grund auch immer ärztlich behandelt werden sollten)
5. Kopfverletzungen (auch durch Sportarten)
6. Bewegungsmangel
7. Typ-2-Diabetes (einer der am besten belegten Risikofaktoren für Demenz)
8. Rauchen
9. Bluthochdruck
10. Starkes Übergewicht
11. Übermäßiger Alkoholkonsum
12. Soziale Isolation und Einsamkeit
13. Luftverschmutzung (vor allem Feinstaub)
14. Nachlassendes Sehvermögen (Sehen ist geistige Anregung – Sehhilfen nutzen)
Aktuelles E-Paper