Dachte man bis jetzt, der Anruf von einer Festnetznummer sei sicher, wird man nun eines Besseren belehrt. Um seriös zu wirken, rufen Telefonbetrüger neuerdings von einer solchen Nummer aus Österreich an. „Sie geben sich als Arzt oder Krankenhausmitarbeitende aus und sagen, ein Familienmitglied werde stationär behandelt. Dafür brauche man ein spezielles Medikament, das die Krankenkasse nicht übernimmt und deshalb solle man eine Vorauszahlung leisten, um den angeblichen Verwandten zu helfen“, erklärt Michael Steidl, Bezirksinspektor beim Landeskrimimalamt Salzburg.
Das sei nur eine der gängigen Betrugsmaschen, die derzeit im Umlauf sind. „Es gibt Fälle, da fordert eine weibliche Computerstimme die Opfer auf, die Nummer in ihren WhatsApp-Kontakten zu speichern. So kommen die Betrüger zu allerlei Profil-Informationen: das Geschlecht, das Alter und Hobbys werden ausgeforscht und eine gezielte Kontaktaufnahme wird in einem Chat hergestellt.Anhand Künstlicher Intelligenz (KI) wird die Stimme eines Verwandten, Bekannten oder Arbeitskollegen nachgestellt, sodass man glaubt, die Stimme des Gegenübers zu kennen. „Meist geht es um Geld für einen Notfall, für eine Wohnungskaution oder die Waschmaschine ist kaputt.“
Um sich zu gut schützen, rät der Bezirksinspektor, das Telefonat abzubrechen und mit der vermeintlich bekannten Person Kontakt aufzunehmen. Ebenso ist es hilfreich, eine persönliche Frage zu stellen. Wichtig sei es, sich nicht unter Druck setzen zu lassen, den Hausverstand einzuschalten und zu hinterfragen: Kann es wirklich sein, dass mich dieser Mensch anruft und nach Geld fragt? Zudem ist es ratsam, genau hinzuhören. Die KI ist noch nicht perfekt, besonders wenn im Dialekt gesprochen wird.
Eine ganz neue Masche seien auch Anrufe aus England. „Wenn jemand mit der Vorwahl+44 anruft und man kennt niemanden in England, sollte man am besten gar nicht abheben. Bei dieser Betrugsform geht es meist darum, an Daten zu kommen. Es kann auch sein, dass man ein attraktives Jobangebot bekommt, um Produkte zu testen.“ Dabei müsse man die Produkte zuerst kaufen und wenn man sie getestet hat, wird man mit einer Provision belohnt.
Noch dreister ist das so genannte „Money Mule“. Dabei seien Kriminelle darauf angewiesen, Geld auf ein „sauberes Konto“ zu überweisen. Um an dieses Konto zu kommen, nehmen die Betrüger unter anderem über einen Anruf oder über E-Mail Kontakt auf und bieten dabei Provisionen, Jobs oder Hilfe in Notlagen an. Die Betroffenen wissen oft nicht, dass sie dabei unwissentlich zur Geldwäsche beitragen und sich damit strafbar machen. Das erfahren sie allerdings erst, wenn der Fall auffliegt.
Mehr Infos auch unter der Meldestelle Rufnummernmissbrauch
www.rtr.at.
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