Salzburg. Wer den „Achtziger“ hinter sich hat, hat viel erlebt – und einiges erlitten. So wie Margaretha Koppler, die 2012 nach 46 Ehejahren ihren Mann verlor. „Es war völlig überraschend. Er ist im Wallersee vor meinen Augen untergegangen. Ein Herzstillstand“, erinnert sich die heute 86-Jährige an den größten Schicksalsschlag ihres Lebens und die Wochen danach: „Es war eine harte Zeit. Ich bin mir wie amputiert vorgekommen, weil wir alles gemeinsam gemacht haben.“
Am Leben verzweifelt ist die Salzburger Witwe dennoch nicht. Der Glaube und ihr soziales Umfeld gaben ihr Kraft und fingen sie auf, darunter die Freundinnen der katholischen Cursillo-Gruppe, mit denen sie sich seit 1981 trifft und gemeinsam verreist. Ein Anker ist der regelmäßige Besuch der Sonntagsmesse. „Das brauche ich ebenso wie die Begegnung mit den Menschen“, verrät Koppler.
Seit gut zwei Jahren gibt es nun eine weitere Konstante im Leben der Pensionistin: ihren neuen Partner Anton „Toni“ Gassner. Der langjährige Borromäum-Professor, dessen Frau 2016 nach 54 Ehejahren den Kampf gegen den Krebs verlor, teilt mit ihr das Schicksal eines schmerzvollen Verlustes – und jenes der anschließenden Bewältigung durch ein positives Umfeld. „Ich stamme ja aus Leogang und die Nachbarschaft dort hat mir sehr geholfen. Wir haben viel unternommen. Das ist anders als in der Stadt eine intime Gemeinschaft“, so der 89-Jährige.
Im Gespräch erinnert sich das gläubige Senioren-Paar an die ersten Begegnungen, als beide noch Jugendliche waren – er beim Fußballspielen mit anderen Borromäum-Schülern, sie beim Zuschauen mit den Mädchen der Parscher Jungschar. „Unsere Mütter haben sich aus Saalfelden gekannt und wir sind sogar einmal wegen euch Burschen mit zum Schispringen nach Bischofshofen gefahren, aber mein Typ warst du damals eigentlich nicht“, sagt Koppler mit einem Lächeln.
Wir sind gemeinsam zu den Gräbern unserer verstorbenen Partner gegangen. Das war der Anfang.
Man kannte sich vom sporadischen Sehen – damals und auch später als Erwachsene –, aber nicht wirklich gut. Das änderte sich nach dem Verlust der Ehepartner, als Gassner 2022 vor Allerheiligen bei einem Zufallstreffen auf dem Maxglaner Friedhof die Initiative ergriff. „Man sieht sich seit Corona ja überhaupt nicht mehr und ich weiß nicht einmal deinen Namen“, brach er das Eis. Auf das Gespräch folgte ein gemeinsamer Kirchenbesuch in der „Nacht der 1.000 Lichter“, um dem Trubel zu Allerheiligen zu entgehen. „Das war in Maxglan und sehr stimmungsvoll. Wir sind dann gemeinsam zu den Gräbern unserer verstorbenen Partner gegangen. Ja, das war der Anfang“, erinnert sich Margaretha „Gretl“ Koppler.
Zusammengezählt haben sie vier Kinder und acht Enkerl. Ans Zusammenziehen oder eine Heirat denkt das mit der aktuellen Situation recht glücklich wirkende Paar noch nicht. Dafür finden Gretl und Toni zum Abschluss des Gesprächs berührende Worte, was eine Beziehung – nicht nur im Alter – ausmacht: „Eine Schulter, an die ich mich anlehnen kann, und eine Hand, die mich führt.“
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