Mit der Geschichte der Pfarrkirche St. Elisabeth in der Salzburger Elisabeth-Vorstadt verbunden ist ein Name: Prälat Franz Wesenauer. Im Zweiten Weltkrieg war er Pfarrer der Stadtpfarre St. Andrä, wo er verfolgten jüdischen Familien zur Flucht verhalf und scharf gegen die Nazis predigte. Nach dem Krieg wurde er schließlich Pfarrer in St. Elisabeth und baute dort die heutige Stadtpfarrkirche.
Zur Weihe am 9. September 1955 kamen fünf Bischöfe, darunter Fürsterzbischof Andreas Rohracher und der damalige Bischofs-Koadjutor von St. Pölten, Franz König. Bereits am Vorabend sprach bei einer Pax-Christi-Kundgebung in der neuen Friedenskirche St. Elisabeth der damalige Außenminister Leopold Figl. „Daran erkennt man, welch gute Verbindungen Wesenauer hatte, es war grandios, dass er sie alle hierher holen konnte“, sagt der heutige Pfarrer Heinrich Wagner. Er wuchs in St. Andrä auf, als Kind besuchte er mit seinen Eltern oft die Gottesdienste in St. Elisabeth. Seit 1998 ist er selbst Stadtpfarrer.
Dass der Kirchenbau notwendig wurde, liege daran, dass das Gemeindegebiet von St. Andrä einfach zu groß war. Noch vor dem Krieg wurden ein Fundament und die Unterkirche mit der Marienkapelle nach Plänen von Architekt Hermann Rehrl gebaut.
Nach dem Krieg trieb Franz Wesenauer den Bau eines Gotteshauses voran, sammelte Spenden, auch mit dem Versand goldfarbener Medaillen mit dem Christusantlitz des Turiner Grabtuches. „Die Pläne schenkte ihm der römische Architekt Bruno Maria Apollonj Ghetti, Wesenauer ließ auf das bestehende Fundament danach die Kirche bauen, aber um ein Drittel größer als ihre Schwesternkirche in Rom“, erklärt der Stadtpfarrer die geradezu gigantische Größe der dreischiffigen Stadtpfarrkirche.
Nach der Fertigstellung wurde das Gotteshaus sehr gut angenommen. Wagner weiß aus Erzählungen von Maiandachten, zu denen rund 1.000 Gläubige in die Kirche strömten. „Mein Vater war Lektor in St. Elisabeth, er las damals, noch vor dem Zweiten Vatikanum, die Lesungen auf Deutsch“, erinnert er sich. Außerdem hatte die Kirche, ebenfalls vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, bereits einen Volksaltar. „Hier begann auch die Ökumene in Salzburg, die ersten Gehversuche einer Annäherung der Konfessionen.“
Die Friedenskirche ist an allen Ecken zu spüren: ein Überlebender des Konzentrationslagers Dachau schuf etwa mit dem Geld einer einflussreichen Nazi-Familie eine Marienstatue für die Kirche. Das war eines der Hauptanliegen Franz Wesenauers: Feindschaften zu überwinden und Versöhnung zu stiften.
Pfarrer Heinrich Wagner versucht diesem großen Erbe gerecht zu werden. Für heutige Bedürnisse ist die Kirche zu groß. Vor zehn Jahren eröffnete er darin die Bibelwelt Salzburg. Sie nimmt nun rund zwei Drittel des Raums ein. „Frieden und Versöhnung sind große Themen, die wir auch in der Bibelwelt vermitteln wollen.“
Aktuelles E-Paper