RB: Nach der Wahl durch die Mönchsgemeinschaft sind Sie nun auch offiziell der neue Erzabt der traditionsreichen Erzabtei St. Peter, des ältesten Klosters im deutschen Sprachraum. Was sehen Sie als Ihren Auftrag in dieser Funktion?
Erzabt Jakob Auer: Vieles an dieser Tradition ist ein riesengroßer Schatz – zum Beispiel die Kontinuität an geistlichem Leben seit der Klostergründung im Jahr 696 an diesem Ort im Herzen der Stadt. St. Peter hat selbst die Vertreibung vieler Mönche während der NS-Zeit überdauert. Dieses Erbe gilt es weiterzutragen. Zugleich frage ich mich aber auch: Welchen Traditionen sind wir als Ordensbrüder wirklich verpflichtet? Das sind sicherlich keine Äußerlichkeiten, sondern das Gebetsleben als monastische Gemeinschaft nach der Regel des heiligen Benedikt. Das ist der Kern unserer Berufung.
Es waren die Schwestern von Goldenstein, die eine Grundfaszination für klösterliches Leben und ein Leben im Glauben in mir auslösten.
RB: Wie war eigentlich Ihr persönliches Berufungserlebnis?
Erzabt Jakob Auer: Es gab bei mir in diesem Sinne kein Berufungserlebnis, wo man sagt: Das war der eine Moment. Aber ich wurde geprägt von meiner Kindheit in Elsbethen und den Schwestern von Goldenstein unweit meines Elternhauses. Als kleiner Bub sah ich beim Besuch des Sonntags-Gottesdienstes, wie diese Frauen miteinander beteten und lebten. Das hat eine Grundfaszination für klösterliches Leben und ein Leben im Glauben in mir ausgelöst. Das verschwand zwar mit 13, 14 Jahren etwas, ist aber später wieder sehr deutlich zurückgekommen und mit zirka 22 Jahren war mir klar: Ich will das probieren. Ich will schauen, wie ich mein Christsein leben kann. Und dann hat es sich gefügt.
RB: Wie kamen Sie dann auf die Benediktiner und St. Peter?
Erzabt Jakob Auer: Einige Leute sagten, ich wäre der ideale Franziskaner, aber ich kann mir nicht vorstellen im Geiste der franziskanischen Spiritualität „nichts auf der Erde meine Heimat zu nennen“ und alle paar Jahre „zu ziehen, wo Christus mich hinruft“. Bei den Benediktinern fasziniert mich die gegenläufige Bewegung: ein Ort, an den man gehen kann, der offen hält für Gott, ein geistliches Zentrum. Und es braucht Menschen, die diesen Ort mit Leben füllen, die da leben und bleiben – wie im Evangelium das Bleiben beim Herrn oder auch im Herrn. Der Ausdruck dafür in der benediktinischen Gemeinschaft ist „stabilitas“. Mit den Menschen, das zu tragen, was der Ort bietet.
RB: Sie haben öfter Kontakt mit jungen Menschen, etwa bei Führungen mit Schulklassen. Wie lässt sich da vermitteln, was das Attraktive und Erstrebenswerte am Ordensleben ist?
Erzabt Jakob Auer: Das Vermitteln passiert – plakativ gesagt – mehr durch das Sein als durch das Reden. Wie man mit anderen Menschen umgeht und wie wir als Gemeinschaft miteinander umgehen. Das ist auch nach außen sichtbar und eine Form von Zeugnis, die ermutigen kann, sich zumindest einmal die Frage nach Spiritualität zu stellen.
RB: Machen Sie sich angesichts sinkender Eintrittszahlen eigentlich Sorgen um die Zukunft der Klöster?
Erzabt Jakob Auer: Ich glaube, die Relevanz der Orden wird bleiben. Es braucht in der Kirche Frauen und Männer in Ordensgemeinschaften, die sich bewusst für das Leben nach dem Evangelium entscheiden – als ein Zeugnis für das Reich Gottes in der Kirche.
wissenswert
Seit 12. April ist P. Jakob Auer OSB durch die offizielle Amtsübernahme in der Stiftskirche der 89. Abt und 7. Erzabt von St. Peter. Nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses wurden ihm von seinem Vorgänger Erzabt Korbinian Birnbacher als Zeichen der äbtlichen Verantwortung Schlüssel und Siegel übergeben. Die Mitbrüder leisteten das Treueversprechen.
Am Ostermontag, 21. April, um 14 Uhr wird Jakob Auer in der Stiftskirche St. Peter in einem festlichen Gottesdienst zum Erzabt geweiht. Erzbischof Franz Lackner OFM wird ihm dabei die Benediktion erteilen.
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