Salzburg. Eine Auto-Reparatur, Krankheitskosten oder eine unvermeidliche Anschaffung: Unerwartete Kosten treffen jeden Erwachsenen hin und wieder. Doch für immer mehr Menschen sind zusätzliche Ausgaben keine Kleinigkeit; im schlimmsten Fall folgen Verschuldung, dadurch eine neue finanzielle Belastung und das Hineinschlittern in eine gnadenlose Abwärtsspirale. So können sich vermeintlich kleine außertourliche Beträge zu einer Existenzbedrohung entwickeln.
Laut einer Studie der Statistik Austria können sich 22 Prozent der Salzburgerinnen und Salzburger es sich nicht leisten, unerwartete Ausgaben zu tätigen. Zudem ist Salzburg nach Wien das Bundesland mit den durchschnittlich höchsten Wohnkosten.
„Wohnen ist eine Notwendigkeit, ein zentrales menschliches Grundbedürfnis“, sagt Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg. Aufgrund der Teuerungen bei Mieten und Energiekosten oder Zinserhöhungen für Eigenheimkredite hätten viele Menschen aktuell Probleme, finanzielle Belastungen zu stemmen. „Für ohnehin bereits von Armut Betroffene hat sich an der prekären Situation trotz Einmalhilfen der Regierung wenig bis nichts geändert. Wenn plötzlich 200 Euro mehr pro Monat nur dafür anfallen, sich das Dach über dem Kopf zu sichern, hat das auch zur Konsequenz, dass vermehrt Menschen am Existenzminimum leben müssen.“
Alleinerziehende und Pensionistinnen und Pensionisten treffen die Teuerungen besonders hart. Monika Reichl ist ein Beispiel von unzähligen: Bei der 66-Jährigen ist am Ende des Monats nichts mehr übrig, sie rutscht ins Minus. Die Caritas berät und unterstützt die Salzburgerin, wo es nur geht.
Um zu verhindern, dass noch mehr Menschen in die Armutsfalle rutschen, fordert die Caritas strukturelle Lösungen in Sachen Wohnen. Dazu gehören die Einführung einer Mietpreis-Bremse, um weitere Steigerungen einzudämmen, eine Reform der Sozialhilfe und Wohnzuschüsse sowie die Zweckwidmung der Wohnbauförderung, damit Mittel tatsächlich für die Beschaffung von leistbarem Wohnraum verwendet werden. Außerdem setzt sich die Caritas für die Hebung des Ausgleichszulagenrichtsatzes über die Armutsgrenze ein. Das könnte die Armut um bis zu ein Drittel reduzieren und wäre die schnellste Maßnahme.
In der Sozialberatung zeigt sich täglich, wie weitreichend sich die Teuerungen auf das Leben der Menschen auswirken. „In den ersten drei Quartalen 2023 hatten wir in der Sozialberatung bereits mehr als 12.000 Kontakte. Das sind deutlich mehr als 2022 im gesamten Jahr“, erzählt Stefanie Brucker, Leiterin der Sozialberatung. „Das drängendste Thema ist der Lebensunterhalt. Hier wird deutlich, dass den Menschen nach der Deckung der Fixkosten nichts mehr zum Leben bleibt.“ Sie berichtet von einer Familie mit zwei Volksschulkindern. „Nach Prüfung der Unterlagen zeigte sich, dass ihnen monatlich nach Abzug der Fixkosten nur 700 Euro bleiben: für Essen, Kleidung, Mobilität, Energie und Schulmaterial. Durch einen großen Mietrückstand drohte eine Delogierung. Diese konnten wir verhindern.“
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