Salzburg. Die Pfingstnovene ist ein uralter Brauch, der bis zu den Anfängen der Kirche zurückreicht – denn bereits die Apostel beteten im Abendmahlsaal um den Heiligen Geist. „Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern“, berichtet darüber die biblische Apostelgeschichte (Apg 1, 14). So pflegen viele gläubige Katholikinnen und Katholiken noch heute zur Vorbereitung auf das Pfingstfest diese tägliche Gebetszeit – etwa im Salzburger Dom, wo die Pfingstnovene jeweils um 18 Uhr mit Impulsen und Psalmen begangen wird.
Diese Form des vorbereitenden Betens vor Pfingsten ist vergleichbar mit der einstimmenden Adventzeit vor Weihnachten oder der Fastenzeit vor Ostern, jedoch in der Gesellschaft weit weniger verbreitet. „Das finde ich ein bisschen schade“, sagt Bischofsvikar Gerhard Viehhauser. Die Pfingstnovene schaffe unter anderem ein Bewusstsein, „dass die Kirche vom Heiligen Geist lebt und dass unser Glaube vom Heiligen Geist lebt“. Wenn mit Pfingsten die Osterzeit vorbei ist, sei es wichtig, wieder den „Schwung des Heiligen Geistes“ ins Kirchenjahr hineinzubringen und positiv in den Sommer zu gehen.
Allerdings: Für viele Menschen spielt der Heilige Geist beim Praktizieren ihres Glaubens trotz grundsätzlichem Bekenntnis zur Dreifaltigkeit nur eine Nebenrolle. „Von Gottvater haben wir eine gute, wenn auch zumeist unzureichende Vorstellung. Vom Sohn Gottes haben wir die vielleicht beste Vorstellung, weil er Mensch geworden ist. Vom Heiligen Geist haben wir hingegen die am wenigsten deutliche Vorstellung“, beschreibt Viehhauser ein Dilemma.
Noch weiter geht der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock. Pfingsten und die damit zusammenhängende Erzählung von der Sendung des Heiligen Geistes an die Jünger sei wesentlich für ein „gemeinschaftliches Verständnis von Christentum“ und für den Vorrang des Gemeinsamen vor dem Individuellen. „Ohne diese Geistsendung, ohne Pfingsten hätte das Christentum wohl damals geendet“, sagt Pock im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress.
In der syrischen Theologie ist der Heilige Geist weiblich konnotiert – als weibliches Element der Kirche.
So ist Pfingsten Jahr für Jahr eine Einladung, dem Beispiel der Jünger zu folgen und der Frage nachzugehen: „Was bedeutet der Heilige Geist für das eigene Leben und wo begegnet er uns?“ Zumal es durchaus unterschiedliche Darstellungen gibt. „In der syrischen Theologie ist der Heilige Geist zum Beispiel weiblich konnotiert – als weibliches Element der Kirche“, sagt Viehhauser.
Als wichtigen Impuls sieht der Salzburger Bischofsvikar die Pfingstsequenz: „Komm herab, o Heil’ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.“ Das drücke aus, dass der Heilige Geist „ein Geist des Friedens und ein Geist des Lebens“ sei. „Im Unterschied zu den lebensfeindlichen und friedlosen Elementen in unserem Leben. Dieses Licht brauchen wir gegen die Dunkelheit in unseren Seelen und unseren Herzen.“
Bischofsvikar Gerhard Viehhauser
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